Ein Tempel für Vesta
Vestalinnen waren die Priesterinnen der Vesta, der römischen Göttin des Feuers und somit auch von Heim und Herd. In ihrem Tempel brannte ein ewiges Licht. Eine wichtige Aufgabe ihrer Priesterinnen war es, dieses Feuer am Brennen zu halten. Jeweils am 1. März wurde es neu entzündet. Außerdem mussten sie täglich Wasser aus der Quelle der Egeria holen, um damit den Tempel zu reinigen. Schließlich stellten sie auch Materialien für Kulthandlungen her, zum Beispiel eine Mischung aus Salzwasser und Getreideschrot, die mola salsa. Die Vestalinnen unterstanden dem Pontifex maximus.
Der Tempel der Vesta stand auf dem Forum Romanum. Jeweils sechs Priesterinnen wohnten im Haus der Vestalinnen (Atrium Vestae) in der Nähe des Tempels. Es handelte sich um eine prunkvolle Villa. Im Innenhof standen Statuen berühmter Vestalinnen.
Die Vestalinnen durften nicht heiraten. Schon mit 6 bis 10 Jahren wurden sie zur Vestalin berufen und dienten dann mindestens 30 Jahre lang der Vesta: 10 Jahre als Schülerin, 10 Jahre als Dienerin und 10 Jahre als Lehrerin für die jungen Vestalinnen. Die dienstälteste Vestalin hatte eine besondere Ehrenstellung.
Schied eine Vestalin dann aus oder starb sie, wurde eine neue Vestalin berufen. Das Mädchen musste nicht nur vom Alter passen, sondern auch einige weitere Kriterien erfüllen. Zum Beispiel mussten beide Eltern noch leben und sie durften keine Sklaven sein oder gewesen sein. Mit der Berufung durch den Pontifex maximus schied das Mädchen aus ihrem Familienverband aus.
Vestalinnen besaßen einige Privilegien, also besondere Rechte. So durften sie im Circus und im Theater auf den Ehrenplätzen der Senatoren sitzen. Gefangene, die auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung einer Vestalin begegneten, wurden freigesprochen.
Vom 9. bis 15. Juni wurden die Vestalien gefeiert, ein Fest zu Ehren der Göttin.