Es gibt einige Historiker, die meinen, Marco Polo sei nie in China gewesen und hätte den Großkhan gar nicht gekannt. Er hätte nur das aufgeschrieben, was ihm erzählt wurde. Seine Leistung bestand in erster Linie in der Zusammenfassung von vielen verschiedenen Geschichten. Diese lieferten uns ein buntes Bild von China im 13. Jahrhundert.
Das Buch von den Wundern der Welt "eine Fälschung"?
Doch wie kamen die Forscher darauf, dass Marco Polos Geschichten vielleicht gar nicht von ihm stammten? Marco Polos Werk, das Buch, in dem er über seine Erlebnisse in China berichtet, heißt "Le Livre des merveilles du monde" trägt, im Deutschen bedeutet das "Das Buch von den Wundern der Welt".
In diesem Buch fehlen viele wichtige Errungenschaften der Chinesen. So berichtete Marco Polo zum Beispiel nichts über die Chinesische Mauer, eines der bedeutenden Weltwunder, das schon damals beeindruckend gewesen sein muss. Er müsste sie auf seiner Reise eigentlich überquert haben, schrieb aber nichts über dieses gewaltige und einmalige Bauwerk. Hat er die Mauer überhaupt gesehen? Das fragte sich so mancher im Nachhinein.
Es findet sich in Marco Polos Buch auch keine Stelle zum Beispiel über die in China so wichtige Teezeremonie. Auch ist nichts über die chinesische Schrift zu lesen, die für einen Forscher wie Marco Polo ein interessantes Studienobjekt gewesen sein müsste. Das sind nur einige wenige Punkte, über die uns Marco Polo eben nichts erzählt.
Die Theorie der Historiker wird noch dadurch bestätigt, dass es keine chinesischen Quellen über Marco Polo gibt. Nirgendwo wird von den Chinesen selbst von dem Venezianer berichtet, der doch ein bedeutendes Staatsamt unter dem Kublai Khan ausgeübt haben soll. Warum gibt es hier keine Aufzeichnungen? Auch die Tatsache, dass ein Fremder überhaupt das wichtige Amt eines Provinzstatthalters inne hatte, klingt äußerst unwahrscheinlich.
Aber bevor der Gegenbeweis nicht erbracht wurde, reisen immer noch viele Menschen gerne mit Marco Polo ins alte China. Und die Faszination seiner Beschreibungen und Erzählungen - ob Wahrheit oder Phantasie - bleibt bis heute bestehen.