Seemannsgarn: Fliegender Holländer, Klabautermann, Seeungeheuer und Co

      Was ist Seemannsgarn?

      Seemannsgarn nennt man unglaubliche Geschichten, die die Seemänner früher von ihren Reisen mit nach Hause brachten. Benannt ist es nach einem dünnen Tau, das man an Bord verwendete, um ein anderes Tau zum Schutz zu umwickeln, das sogenannte Schiemannsgarn. Erzählten die Seeleute nun bei dieser eintönigen Arbeit des Umwickelns  - oder auch einfach beim Reparieren von Tauen - solche zweifelhaften und übertriebenen Erlebnisse, sagte man, dass sie wohl Seemannsgarn spinnen.

      Solche Erzählungen gab es schon bald, nachdem die Entdecker in unbekannte Gegenden aufgebrochen waren. Zu solchen Geschichten gehören zum Beispiel die von riesigen Tieren, die Schiffe in die Tiefe ziehen. Sie berichteten aber auch von Seeungeheuern, Wassermännern und Nixen, Riesenkraken und Magnetbergen. Auch die Sage vom Fliegenden Holländer entstand wohl als Seemannsgarn.
       

      Fliegender Holländer

      Die Geschichte vom Fliegenden Holländer hat viele Künstler angeregt, sich mit ihr zu befassen. Sie entstand wohl im 18. Jahrhundert. Sie handelt von einem holländischen Kapitän, der versuchte mit seinem Schiff Afrika an seiner Südspitze, dem Kap der Guten Hoffnung, zu umrunden. Als das nicht gelang, schwor er, immer weiter zu segeln. So wurde er dazu verdammt, für immer mit seinem Schiff weiterzufahren. Wer seinem Geisterschiff mit blutroten Segeln begegnete, musste Unglück erwarten, zum Beispiel dass das eigene Schiff unterging.

      Das Schiff soll schweben können oder plötzlich aus der Tiefe auftauchen. Es soll auch ohne Wind oder gar rückwärts segeln können. Von der Besatzung sieht man niemand oder nur Geister. Manchmal wird der Kapitän selbst Fliegender Holländer genannt, häufig meint man aber das Schiff selbst. Die bekannteste Verarbeitung des Stoffes kommt von Richard Wager, der eine Oper über den Fliegenden Holländer schrieb.

      Wahrscheinlich entstand die Sage vom Fliegenden Holländer durch Geisterschiffe. So nennt man Schiffe, die ohne Besatzung oder nur mit toten Seeleuten auf dem Meer herumtreiben. Das gab es tatsächlich gar nicht so selten und kommt auch heute noch vor. Damals waren es häufig Krankheiten wie Skorbut oder Seuchen wie die Pest, die die ganze Besatzung dahinrafften. Wer überlebte, fand bei anderen Schiffen keine Hilfe, weil die Matrosen Angst hatten, sich anzustecken. In Häfen durften sie auch nicht einlaufen. Außerdem kann es auf See zu Luftspiegelungen kommen, die ein anderes Schiff vorgaukeln können. Auch das kann ein Ursprung der Sage des Fliegenden Holländers sein.
       

      Wer ist der Klabautermann?

      Der Klabautermann ist eine Kobold-Figur auf Schiffen, von dem die Seemänner auch gerne erzählten. Er sieht aus wie ein kleiner Matrose. Er treibt gerne Streiche und poltert herum. Wenn man ihn an Bord sieht, soll das ein schlechtes Zeichen sein, aber er kann den Kapitän so auch vor drohendem Unheil warnen.
       

      Welche Seeungeheuer gibt es?

      Von allerlei Meeres- und Seeungeheuern erzählten die Matrosen auch Seemannsgarn. Sie wurden dabei als besonders groß beschrieben. Schon im 16. Jahrhundert gab es Darstellungen von solchen Ungeheuern. So sollte es Riesenkraken geben, die ganze Schiffe nach unten ziehen können. Auch von gigantischen Seeschlangen wurde berichtet.

      Seeungeheuer und Seeschlangen