Warum wurde der Tempel von Abu Simbel ab- und aufgebaut?

      Der Umzug von Abu Simbel (1964–1968)

      Dauer: 4 Jahre
      Zahl der Blöcke: ca. 1000
      Gewicht pro Block: bis zu 30 Tonnen
      Kosten: rund 40 Millionen US-Dollar (eine riesige Summe damals!)
      Helfer: Experten aus aller Welt – ein internationales UNESCO-Projekt

      Warum mussten die Tempel von Abu Simbel umziehen?

      Der Felsentempel von Abu Simbel

      Im Süden von Ägypten, etwa 280 Kilometer südlich von Assuan, liegt Abu Simbel. Hier ließ der berühmte Pharao Ramses II. vor über 3000 Jahren zwei gewaltige Felsentempel in den Stein schlagen. Sie gehören zu den eindrucksvollsten Bauwerken, die je in Ägypten errichtet wurden – fast so berühmt wie die Pyramiden!

      Doch die Tempel stehen heute nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. Stell dir vor: Diese riesigen Heiligtümer wurden in große Blöcke zerschnitten und an einer anderen Stelle wieder zusammengesetzt. Die Tempel sind also einmal „umgezogen“.

      Rettung vor den Fluten des Nasser-Stausees

      Warum musste man so etwas machen? In den 1960er-Jahren wurde in Ägypten der Assuan-Staudamm gebaut. Dadurch entstand der riesige Nasser-Stausee. Wäre nichts geschehen, wären die Felsentempel von Abu Simbel im Wasser versunken.

      Die Rettungsaktion war ein gigantisches Vorhaben: Die Tempel wurden in rund 1000 Blöcke zerschnitten, jeder bis zu 30 Tonnen schwer. Von 1964 bis 1968 baute man sie auf einem höher gelegenen Hügel wieder auf – Stein für Stein. So konnten die Tempel von Abu Simbel erhalten bleiben.

      Übrigens: Abu Simbel liegt in Nubien, einem Gebiet ganz im Süden Ägyptens. Zur Zeit von Ramses II. gehörte Nubien zum ägyptischen Reich. Der antike Name der Tempelanlage war „Haus des Ramses, geliebt von Amun“. Geweiht war sie den drei Staatsgöttern Amun-Re, Ptah und Re-Harachte – und natürlich auch dem Pharao selbst.

      Das Besondere am Tempel von Abu Simbel

      Der große Tempel von Abu Simbel ist nicht frei stehend, sondern direkt in den Felsen hineingehauen – ähnlich wie ein Felsengrab. Vier gigantische Kolossalstatuen von Ramses II. bewachen den Eingang. Jede Statue ist 22 Meter hoch!

      Alle vier Figuren stellen Ramses II. selbst dar, denn er wurde wie ein Gott verehrt. Auf seinem Kopf trägt er das Nemes-Kopftuch und die Krone von Ober- und Unterägypten. Zwischen seinen Beinen sind kleinere Figuren zu sehen: Mitglieder seiner Familie, darunter auch seine Frau und seine Kinder.

      Das Sonnenwunder von Abu Simbel

      Einmal im Jahr passiert etwas ganz Besonderes im großen Tempel: das Sonnenwunder von Abu Simbel. Am 21. Februar und am 21. Oktober scheint die Sonne genau so in den Tempel, dass sie die Statuen im Inneren erleuchtet.

      Die Strahlen treffen dabei auf die Figuren der drei Götter Amun-Re, Re-Harachte und Ramses II. – nur die Statue des Gottes Ptah bleibt im Dunkeln, weil er als Gott der Unterwelt galt.

      Vor der Versetzung der Tempel geschah dieses Wunder übrigens einen Tag später.

      Ein Tempel für Nefertari

      Neben dem großen Tempel ließ Ramses II. noch einen kleineren Tempel errichten – für seine Lieblingsfrau Königin Nefertari. Er ist der Göttin Hathor geweiht, der Göttin der Liebe und Musik. Ramses II. wollte damit zeigen, wie sehr er seine Frau verehrte.

      Die Fassade dieses Tempels schmücken sechs große Statuen: vier von Ramses II. und zwei von Nefertari – eine besondere Ehre, denn sonst wurden Frauen kaum in dieser Größe dargestellt.

      Abu Simbel heute

      Die Tempel von Abu Simbel gehören seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie sind bis heute ein Symbol für die Baukunst der alten Ägypter – und für die gewaltige Rettungsaktion der Neuzeit.

      Wer nach Abu Simbel reist, kann dort noch immer die beeindruckenden Tempel bewundern – und zweimal im Jahr das berühmte Sonnenwunder erleben.

      Video über den Tempel von Abu Simbel

      In diesem Video kannst einen Blick in die Felsentempel von Abu Simbel werfen und erfährst so einiges über Ramses II, den Erbauer von Abu Simbel. Video kann Werbung enthalten.

      Fragen zum Umzug von Abu Simbel

      • Warum mussten die Tempel von Abu Simbel versetzt werden?
        Weil sie sonst im Wasser des neu angelegten Nasser-Stausees versunken wären.
      • Wie hat man die riesigen Tempel abgebaut und wieder aufgebaut?
        Man hat sie in rund 1000 Blöcke zerschnitten und auf einem Hügel wieder zusammengesetzt.
      • Welche Besonderheit passiert jedes Jahr beim Sonnenwunder?
        Zweimal im Jahr fällt das Sonnenlicht genau auf die Statuen im Inneren – außer auf Ptah, den Gott der Unterwelt.
      • Wem hat Ramses II. den kleineren Tempel gewidmet?
        Seiner Lieblingsfrau Nefertari und der Göttin Hathor.
      • Warum bleiben die Strahlen der Sonne bei der Statue des Gottes Ptah aus?
        Weil Ptah mit der Unterwelt verbunden war und deshalb im Dunkeln blieb.