Priester im Alten Ägypten

Die Priester waren im alten Ägypten sehr wichtig. Sie dienten ihrem Gott so, wie ein Diener seinem Herrn. Das war kein leichter Job! Ihre Aufgaben unterschieden sich stark von denen, die Priester heute haben. Ein Priester im alten Ägypten hielt keine Predigten, sondern kümmerte sich ausschließlich um seine Gottheit.
Wie wurde man Priester?
Nicht jeder konnte Priester werden. Der Pharao bestimmte die obersten Priester eines Tempels. Diese nannte man Hohepriester. Oft waren im alten Ägypten die Ärzte zugleich auch Priester. Manchmal wurde das Amt sogar vom Vater an den Sohn weitergegeben.
Die Hohepriester waren außerdem für die Verwaltung der Tempelgüter zuständig – also für das Land, die Vorräte und die Schätze, die zum Tempel gehörten.
Die Götter wurden geschminkt
Neben den Hohepriestern gab es viele einfache Priester. Sie hatten alltägliche Aufgaben: Sie reinigten den Tempel oder kümmerten sich um die Statue des Gottes.
Ja, wirklich: Die Statue wurde wie ein lebendiger Mensch behandelt. Der Priester zog sie aus, wusch sie, kleidete sie in frische Gewänder, schmückte sie mit Schmuck und schminkte sie sogar. Ganz so, als wäre die Statue eine Puppe!
Tempelrituale und Opfergaben
Jeden Tag fanden im Tempel feste Rituale statt. Der Gott sollte sich in seiner Statue wohlfühlen und zufrieden sein. Deshalb gab es neben dem Schmücken auch Opfergaben.
Die Priester brachten dem Gott zum Beispiel Brot, Bier, Fleisch, Obst und Gemüse. Manchmal wurden auch wertvolle Dinge wie Weihrauch verbrannt, damit ein angenehmer Duft den Tempel erfüllte.
Diese Opfergaben waren nicht für die Menschen gedacht – sie gehörten dem Gott. Doch nach dem Ritual durften die Priester die Speisen verzehren. So wurde nichts verschwendet.
Der Tagesablauf im Tempel
Das Leben im Tempel war streng geregelt. Schon früh am Morgen begannen die Priester mit ihren Aufgaben. Zuerst mussten sie selbst rituell rein werden. Das bedeutete: Sie badeten mehrmals am Tag, rasierten sich Haare und Bart und trugen saubere, weiße Leinenkleider.
Dann öffneten sie das Allerheiligste, also den innersten Raum des Tempels, in dem die Statue des Gottes stand. Nur wenige Priester durften diesen Raum betreten. Dort führten sie das wichtigste Ritual durch: das Erwachen der Gottheit.
Die Statue wurde gewaschen, gekleidet, geschmückt und mit Speisen versorgt. Danach blieb der Tempel tagsüber für das Volk offen. Viele Menschen kamen, um Opfer darzubringen, Fragen zu stellen oder den Segen des Gottes zu erbitten.
Am Abend wurden noch einmal Opfergaben gebracht. Dann „legte sich die Gottheit zur Ruhe“: Die Statue wurde wieder umkleidet und sicher im Allerheiligsten verschlossen.
So endete ein langer Tag voller Rituale, die sich jeden Tag aufs Neue wiederholten.
Gab es auch Priesterinnen?
Ja, es gab auch Priesterinnen. Sie spielten in der Religion Ägyptens eine wichtige Rolle. Manche dienten den weiblichen Gottheiten, zum Beispiel der Göttin Hathor oder der Göttin Isis. Andere nahmen an Musik- und Tanzritualen teil, die für die Götter aufgeführt wurden.
Im Neuen Reich war es sogar üblich, dass fast jede vornehme Frau einen Priesterinnentitel trug. Besonders bekannt ist der Titel „Gottesgemahlin des Amun“. Diese Frauen hatten nicht nur religiöse Bedeutung, sondern auch politischen Einfluss, weil sie eng mit den mächtigen Tempeln verbunden waren.
So war das Priesteramt nicht allein den Männern vorbehalten – auch Frauen konnten in den Tempeln des alten Ägypten eine wichtige Aufgabe übernehmen.
Die Gottesgemahlin des Amun
Die Gottesgemahlin des Amun war eine der höchsten religiösen Titel, die eine Frau im alten Ägypten tragen konnte. Sie war so etwas wie die „Ehefrau“ des Gottes Amun – natürlich nicht wirklich, sondern symbolisch.
Diese Frauen hatten großen Einfluss: Sie leiteten wichtige Rituale, verwalteten Tempelbesitz und standen oft in engem Kontakt mit dem Pharao. Manche Gottesgemahlinnen waren sogar Prinzessinnen oder Töchter des Pharaos.
Durch ihre Stellung wurden sie sehr mächtig, manchmal fast so einflussreich wie die männlichen Hohepriester. Besonders in der Spätzeit Ägyptens spielte die Gottesgemahlin eine entscheidende Rolle in Religion und Politik.
Bekannte Gottesgemahlinnen
- Hatschepsut: Bevor sie selbst zur Pharaonin wurde, trug sie den Titel einer Gottesgemahlin des Amun.
- Amenirdis I.: Sie war eine nubische Prinzessin aus der 25. Dynastie und spielte eine bedeutende Rolle in Theben.
- Nitokris I.: Sie wurde von ihrem Vater, dem Pharao Psammetich I., in das Amt eingesetzt und hatte großen Einfluss in Oberägypten.
Durch ihre Stellung wurden diese Frauen sehr mächtig, manchmal fast so einflussreich wie die männlichen Hohepriester. Besonders in der Spätzeit Ägyptens spielte die Gottesgemahlin eine entscheidende Rolle in Religion und Politik.