Die Hindus - gefangen im Kastensystem

      Das Kastensystem in Indien

      Typisch für Indien ist das Kastensystem. Es entstand schon um 1500 v. Chr., also vor mehr als 3500 Jahren. Damals begann in Indien die Vedische Zeit. Die eingewanderten Aryas führten das System ein.

      Man begann in dieser Zeit die Menschen einzuteilen, zunächst in zwei Gruppen: eine mit hellerer und eine mit dunklerer Hautfarbe. Davon berichtet der Rigveda, die ältesten Veden. Etwas später wurde die Gruppe mit hellerer Haut noch einmal in drei Gruppen unterteilt, nämlich in die Priester, die Krieger und das Volk.

      Eine Kaste wird in Indien Varna genannt. Das bedeutet Farbe. Die vier Varnas bildeten dann das Grundraster der sozialen hinduistischen Ordnung.

      Wer steht wo im Kastensystem?

      Die Gesellschaft der Hindus ist bis heute in dieses Kastensystem eingebunden. Offiziell wurde es zwar mit der Verfassung von 1950 abgeschafft, aber es prägt das Leben der Menschen auch heute noch, vor allem auf dem Land.

      Es ist unmöglich, einer Kaste zu entkommen, denn man wird in eine Kaste hineingeboren. Jedes Kind gehört automatisch der Kaste seiner Eltern an. Man darf nur innerhalb der eigenen Kaste heiraten. Das wird bis heute meistens so praktiziert. Auch die Berufswahl ist abhängig von der eigenen Kaste.

      Die Einteilung erfolgt in vier Kasten: Die Brahmanen, traditionell die Priester und Lehrer, sind besonders hoch angesehen. Danach folgen die Kshatriyas, die Adligen und Krieger, heute vor allem höhere Beamte, gefolgt von den Vaishyas, das sind die Händler und Bauern. Dem untersten Stand gehören die Shudras an. Das sind meist Handwerker, Arbeiter und Diener.

      Außerdem gibt es noch die Unberührbaren. Sie stehen außerhalb des Kastensystems. Diese Menschen mussten unreine Arbeiten erledigen, zum Beispiel Toiletten putzen oder tote Tiere beseitigen. Sie werden auch Dalit oder Parias genannt. Sie werden bis heute teilweise aus der indischen Gesellschaft ausgegrenzt. Es gibt aber auch Bemühungen, die Benachteiligung aufzuheben.

      Man erkennt eine Kaste also an verschiedenen Dingen. Hinweise, wer welcher Kaste angehört, geben zum Beispiel der Beruf, aber auch der Nachname. Sharma oder Banerjee sind zum Beispiel typische Nachnamen von Brahmanen. Es gibt für die einzelnen Kasten auch unterschiedliche Verhaltensregeln im Alltag oder in der Religion.
       

      Varna und Jati im Kastensystem

      Wichtiger als die Varnas, in die man hineingeboren wird, sind im tagtäglichen Leben die Jatis. Das sind weitere Unterteilungen, also so etwas wie Unterkasten. Von diesen Jatis gibt es tausende. Ein Jati ist vergleichbar mit einer Großfamilie. Oft ist auch ein bestimmter Beruf damit verbunden.

      Möchte man wissen, zu welcher Kaste ein Inder gehört, fragt man nie nach der Varna, sondern immer nach der Jati.