In welchen Städten lebten die Maya?

      Maya-Städte

      Die Maya hatten viele Städte, manche im Hochland, manche im flachen Land an der Küste. Man fand die Überreste von etwa 40 Städten. Jede entwickelte ihren eigenen Stil. Viele hatten mehr als 10.000 Einwohner, manche wären heute mit mehr als 100.000 Menschen Großstädte gewesen. Die bekanntesten Städte der Maya sind Tikal, Chichén Itzá, Palenque und Copán. Sie gehören zum Weltkulturerbe.

      Eigentlich waren diese Städte Stadtstaaten, denn an ihrer Spitze stand jeweils ein Herrscher. Sie herrschten jeweils über ein größeres Gebiet. Im Laufe der Zeit war mal die eine Stadt mächtiger, mal die andere. Außerdem entstanden sie nach und nach von Süden nach Norden, vom Hochland zum Tiefland, so wie sich auch die Maya ausbreiteten. Das siehst du gut auf der Karte.

      Auch in ihrer Größe unterschieden sich die Maya-Städte. Zwischen den Städten wurde Handel betrieben, z. B. mit Salz, Honig, Kakao, Obsidian, Jade oder Quetzalfedern.

      Tikal - Maya-Stadt in Guatemala

      Tikal ist eine der bekanntesten Städte der Maya. Vielleicht kennt ihr den Namen auch von dem Gesellschaftsspiel, das es bei uns zu kaufen gibt. Tikal war mit einer Fläche von 64 Quadratkilometern (km²) eine sehr große Stadt. Zeitweise lebten hier wohl allein im Zentrum etwa 50.000 Menschen, in der ganzen Stadt mit Umgebung wohl sogar mehr als 1 Million Einwohner.

      Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. begann die Entwicklung zur Stadt. Ihre größte Macht hatte Tikal zwischen 300 und 900 n. Chr. Im 4. Jahrhundert nahm wohl die Stadt Teotihuacán Einfluss in Tikal.

      Wer wann in Tikal herrschte, wissen wir von vielen Inschriften. Bis zum Jahr 508 war zum Beispiel Chak Tok Ich’aak II. König von Tikal. Sein Name bedeutet übersetzt "Große Jaguartatze".

      Man baute im inneren Bereich der Stadt rund 3000 Gebäude. Das Zentrum bildet der Große Platz, an dem zwei von mehreren Tempelpyramiden liegen, also Pyramiden, auf denen sich Tempel befanden. Die Tempel sind 47 und 40 Meter hoch und gehören zu den höchsten Stufentempeln Mesoamerikas.

      Außerdem wird der Platz eingerahmt von einer Akropolis im Norden und einer im Süden. So nennt man bei den Maya erhöhte Stadtbereiche für die Oberschicht. Auf ihnen standen Paläste. Ganz in der Nähe des Großen Platzes liegen auch zwei Ballspielplätze. Straßen wurden erhöht erbaut - das ist typisch für den Straßenbau der Maya.

      Es gab Kriege, in denen Tikal seine Macht vergrößern konnte. Vor allem mit der nahe gelegenen Stadt Calakmul (siehe unten) kam es seit dem 6. Jahrhundert immer wieder zu Konflikten. Im 10. Jahrhundert wurde Tikal von seinen Bewohnern verlassen und der Dschungel eroberte sich seinen Platz zurück. Tikal liegt heute in Guatemala. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Stadt wiederentdeckt.

      Palenque - Maya-Stadt in Mexiko

      Palenque war ab dem 4. Jahrhundert besiedelt. Heute liegt Palenque in Mexiko im Urwald. In der Nähe liegt eine moderne Stadt, die ebenfalls Palenque heißt.

      Die Blütezeit als Stadt der Maya begann im Jahre 615, als Pakal den Thron bestieg. Mit 12 Jahren wurde er König und regierte zunächst mit seiner Mutter. Die hatte die Herrschaft übernommen, weil es keinen männlichen Thronfolger gegeben hatte. Ab 640 regierte Pakal dann allein, bis er 683 starb.

      Man baute Pakal den leuchtend rot bemalten "Tempel der Inschriften", unter dem er beigesetzt wurde. Vor der Grabkammer opferte man fünf Männer und Frauen. Sie sollten den König in die Unterwelt begleiten. Pakal selbst wurde in einem Sarkophag bestattet, der mit einer reich verzierten Steinplatte verschlossen wurde. Seinen Leichnam hatte man mit Juwelen geschmückt und er erhielt eine Totenmaske aus Jade. Erst 1952 wurde das Grab gefunden.

      Gegenüber vom Tempel der Inschriften, einer Pyramide, liegt der Palast auf einer Fläche von 100 mal 80 Metern. Aus ihm heraus ragt ein Turm mit vier Stockwerken. Vielleicht war es ein Wachturm, vielleicht beobachtete man auch von hier die Sterne. Weitere drei Tempel wurden unter Pakals II. Sohn Bahlam II. auf erhöhten Plattformen erbaut.

      Bis heute wurde nur ein kleiner Teil der Bauten ausgegraben. Typisch für die Gebäude in Palenque sind Reliefs innen und außen, Nischen und Kämme auf den Dächern.

      Palenque war mit Tikal verbündet und kämpfte ebenfalls gegen die Machtergreifung durch die Stadt Calakmul. Es gab bittere Niederlagen, in der viele Gebäude von Palenque zerstört wurden. Im 8. Jahrhundert begann wie in anderen Maya-Städten der Niedergang von Palenque.
       

      Copán - Maya-Stadt in Honduras

      Copán war eine Stadt der Maya, die zwischen 250 und 900 existierte. Ihre Blütezeit lag im 8. Jahrhundert. Copán lag ganz im Osten des Maya-Reiches im heutigen Honduras. In der Nähe gab es Vorkommen von Tuffstein, Jade, Obsidian und Granit. Bei dem Aufstieg der Stadt spielten diese Bodenschätze sicher eine wichtige Rolle. Die Maya fertigten aus ihnen zum Beispiel Schmuck und Werkzeuge.

      Von der Geschichte Copáns weiß man viel, weil sie in die Treppe eines Tempels in Hieroglyphen eingemeißelt wurde. Jede zwölfte Stufe auf der Hieroglyphentreppe zeigt außerdem das Bild eines Herrschers der Stadt. Der Tempel 26, wie er genannt wird, wurde zwischen 738 und 756 erbaut.

      Die Herrscher von Copán hießen übersetzt zum Beispiel Mond Jaguar, Achtzehn Kaninchen oder Rauch Affe. Der König lebte im Zentrum der Stadt.

      Dort im Zentrum gab es einen Großen Platz, eine Akropolis und Stufenpyramiden. Auch ein Ballspielplatz ist natürlich vorhanden. Es ist der zweitgrößte bisher gefundene nach dem in Chichén Itzá. Umgeben war dieser zentrale Bereich von vier Wohngebieten für die Oberschicht. Das war typisch bei den Maya und symbolisierte die vier Himmelsrichtungen. Das Volk wohnte hingegen in der weiteren Umgebung in einfachen Pfahlbauten. Man fand auch sehr viele Stelen aus Stein mit vielen Inschriften und Verzierungen.

      Im Jahr 736 wurde Copán von der Stadt Quiriguá überfallen. Der damalige Herrscher 18 Kaninchen wurde getötet. Unter seinem Nachfolger Rauch-Hörnchen begann man im 8. Jahrhundert mit dem Bau des Tempels 26. Zu diese Zeit war die Bevölkerung stark gewachsen. Hier lebten nun rund 25.000 Menschen. Es war schwierig, sie alle zu ernähren. Wie viele andere Maya-Städte wurde Copán im 9. Jahrhundert aufgegeben und verlassen.

      Chichén Itzá - Maya-Stadt auf Yucatán in Mexiko

      Chichén Itzá ist eine weitere Ruinenstätte der Maya. Sie liegt im Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert hatte Chichén Itzá ihre Blütezeit.

      Die Stadt wurde um zwei Cenotes (Erdlöcher, die als Brunnen und Opferstätten dienten) herum errichtet. Der Name Chichén Itzá bedeutet auch “Am Rande des Brunnens der Itzá”. Itza nannten sich die Maya, die hier lebten, selbst. In einem der Cenotes fand man neben Gold- und Jadeschmuck auch die Skelette von etwa 50 Menschen. Sie wurden in diesen Brunnen geopfert. Um 987 besiedelten die Tolteken die Stadt neu.

      Das bekannteste Gebäude in Chichén Itzá ist die Pyramide des Kukulcan. Sie wird auch als Castillo bezeichnet, das bedeutet auf Spanisch “Burg”. Denn die Spanier hielten sie im 16. Jahrhundert für eine Burg. Sie ist eine 30 Meter hohe Stufenpyramide mit neun Stufen. Sie ist sehr gut erhalten. Gewidmet ist sie Kukulkan, der Schlangengottheit, die in anderen Kulturen Quetzalcoatl genannt wird. Sein Tempel steht oben auf der Pyramide. Vier Treppen mit je 91 Stufen führen an die Spitze. Zusammen mit der obersten Plattform ergibt das 365 Stufen, die für die Tage eines Jahres stehen könnten. Zweimal im Jahr wirft die Pyramide einen Schatten auf sich selbst, der aussieht, als würde eine Schlange herabkriechen. Hier findest du ein Bild davon. Die Pyramide stand auch schon auf einer Liste der Weltwunder.

      Der wohl bedeutendste König der Stadt hieß K’ak’upakal K’awiil. Er herrschte im 9. Jahrhundert. Sein Nachfolger war sein Bruder K’inil Kopol.

      Chichén Itzá umfasst rund 15 Quadratkilometer. Man fand eine Vielzahl von Bauten. Dazu gehören auch der mit 168 mal 38 Metern größte bisher gefundene und mehrere kleine Ballspielplätze.

      Außerdem gibt es mehrere Tempel auf stufenförmigen Plattformen, Säulenhallen und Wohngebäude. Ein Gebäude scheint als Observatorium genutzt worden zu sein. Es wird auch Caracol genannt. Bekannte Bauwerke sind auch der Kriegertempel, die Halle der 1000 Säulen, der Jaguartempel und Las Monjas, ein zweistöckiges Gebäude. Verbunden waren die bebauten Bereiche durch gemauerte, erhöhte Straßen, die Sácbeob.

      Die letzten Bewohner verließen die Stadt im 15. Jahrhundert, noch vor der Ankunft der Eroberer aus Europa. Heute sind die meisten Gebäude nicht mehr zugänglich. Chichén Itzá gehört zu den am häufigsten besuchten archäologischen Stätten in Mexiko.

      Calakmul - einer der größten Maya-Städte

      Calakmul war mit Tikal und El Mirador eine der größten Städte der Maya. Sie lag im Südwesten der Halbinsel Yucatán und gehört heute zu Mexiko. Sie erstreckt sich über 30 Quadratkilometer. Man fand mehr als 5000 Gebäude. Auch hier gibt es einen Großen Platz im Zentrum. Um sie herum liegen mehrere Akropolis-Bauten. Außerdem gibt es drei Pyramiden. Ein Großteil von Calakmul ist aber noch gar nicht ausgegraben.

      Calakmul gewann im 6. Jahrhundert an Macht. Es kam aber bald zum Konflikt mit Tikal um die Vorherrschaft. Ein bedeutender Herrscher hieß Yuknoom. Im 8. Jahrhundert begann der Niedergang der Stadt.