Zeitstrahl

      Byzanz

      von 476 bis 900

      Das Byzantinische Reich – das Erbe des Römischen Reiches

      Von Rom nach Konstantinopel

      Das Byzantinische Reich, auch Byzanz oder Oströmisches Reich genannt, entstand aus dem östlichen Teil des Römischen Reiches. Seine Hauptstadt hieß ursprünglich Byzanz. Der römische Kaiser Konstantin der Große ließ sie im Jahr 330 n. Chr. prunkvoll ausbauen und nannte sie Konstantinopel – die „Stadt des Konstantin“. Heute heißt sie Istanbul.

      Während das Weströmische Reich im Jahr 476 unterging, überdauerte das Byzantinische Reich fast tausend Jahre länger – bis es im Jahr 1453 von den Osmanen erobert wurde.

      Byzanz im frühen Mittelalter

      Stürme von allen Seiten

      Auch Byzanz hatte im frühen Mittelalter viele Schwierigkeiten. Während der Völkerwanderung drangen verschiedene germanische Völker wie Goten und Vandalen in seine Gebiete ein. An den Ostgrenzen kämpfte das Reich gegen das Perserreich der Sassaniden.

      Im 6. Jahrhundert wütete zur Zeit des Kaisers Justinian I. eine verheerende Pest, die Millionen Menschen das Leben kostete. Justinian ließ viele prächtige Bauten errichten – zum Beispiel die berühmte Hagia Sophia in Konstantinopel – und wollte das alte Römische Reich wiederherstellen. Doch nach seinem Tod schrumpfte das Reich erneut.

      Eine neue Zeit: Der Kaiser Herakleios

      Der Kaiser Herakleios (regierte von 610 bis 641) gilt als der Herrscher, der Byzanz endgültig zu einem griechisch geprägten Reich machte. Ab seiner Zeit wurde Griechisch die wichtigste Sprache und löste das Latein ab. Damit begann die sogenannte mittelbyzantinische Epoche.

      Das Reich verlor viele seiner westlichen Gebiete und konzentrierte sich zunehmend auf Kleinasien. Doch trotz vieler Angriffe konnte sich Byzanz behaupten – besonders gegen die neuen Gegner: die Araber.

      Streit um die heiligen Bilder – der Bilderstreit

      Im 8. Jahrhundert kam es zu einem langen religiösen Konflikt, dem sogenannten Bilderstreit(ca. 726–843). Dabei ging es darum, ob Ikonen – also Bilder von Heiligen – in Kirchen erlaubt sein sollten. Einige Kaiser wollten sie verbieten, weil sie dachten, man würde die Bilder selbst anbeten. Andere hielten sie für wichtig, um den Glauben zu zeigen.

      Mehr als 100 Jahre lang stritten sich Kaiser, Kirche und das Volk darüber. Schließlich setzte sich die Verehrung der Ikonen wieder durch.

      Die Makedonische Dynastie – Byzanz wird wieder stark

      Ab dem Jahr 867 regierte die Makedonische Dynastie, eine mächtige Kaiserdynastie, die bis ins 11. Jahrhundert herrschte. Unter ihren Kaisern erlebte das Byzantinische Reich noch einmal eine Blütezeit: Das Gebiet dehnte sich wieder aus, Handel und Kultur blühten, und viele prachtvolle Kirchen und Paläste entstanden.

      Doch danach begann ein allmählicher Niedergang. Angriffe von außen, innere Machtkämpfe und schließlich die Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1453 beendeten die Geschichte des Byzantinischen Reiches.

      Warum Byzanz bis heute wichtig ist

      Das Byzantinische Reich verband die römische Antike mit dem Mittelalter. Es bewahrte viele alte Schriften, Gesetze und Kunstwerke, die sonst verloren gegangen wären. Dadurch blieb ein großer Teil der Kultur des Westens im Osten erhalten.

      Byzanz war also kein völliger Gegensatz zum Westen, sondern Teil desselben Erbes. In seinen Städten wurde römisches Wissen über Recht, Medizin, Philosophie und Architektur weitergegeben. Später gelangte vieles davon über Byzanz wieder zurück nach Westeuropa – zum Beispiel in der Renaissance, als man sich erneut für die Antike begeisterte.

      Auch das Christentum entwickelte sich in Byzanz weiter. Hier entstand die orthodoxe Kirche, die bis heute in Ländern wie Griechenland, Russland und Serbien eine große Rolle spielt.

      Wer also die Geschichte von Byzanz kennt, versteht besser, dass Ost und West zwar unterschiedliche Wege gingen, aber eine gemeinsame kulturelle Wurzel haben – das Erbe des Römischen Reiches.

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