Zeitstrahl

      Karl Martell und seine Söhne

      von 714 bis 741

      Wer war Karl Martell?

      Karl Martell war der Sohn von Pippin dem Mittleren. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 714 wurde er Hausmeier – das war so etwas wie der wichtigste Verwalter im Frankenreich.

      Offiziell herrschte noch der merowingische König, aber Karl Martell hatte die eigentliche Macht. Er ordnete das Reich neu und sorgte dafür, dass es gut regiert wurde.

      Das Geburtsjahr von Karl Martell ist nicht genau bekannt – wahrscheinlich wurde er um 688 geboren. Er konnte weder lesen noch schreiben, trotzdem gelang es ihm, eine funktionierende Verwaltung aufzubauen.

      Warum wurde Karl Martell berühmt?

      Bekannt wurde Karl Martell vor allem durch seinen Sieg über die Araber in der Schlacht von Tours und Poitiers im Jahr 732.
      Mit diesem Sieg verhinderte er, dass die Araber weiter nach Westeuropa vordrangen.

      Karl Martell führte viele Feldzüge. Er unterwarf die Alemannen, Thüringer und Bayern und festigte damit die Macht des Frankenreichs. Es gab kaum ein Jahr, in dem er nicht im Krieg war.

      Wie starb Karl Martell?

      Karl Martell starb am 22. Oktober 741 – nicht im Kampf, sondern friedlich im Bett.
      Zu dieser Zeit war der merowingische König bereits tot, und Karl Martell regierte allein.

      Nach seinem Tod wurde das Reich zwischen seinen beiden Söhnen aufgeteilt:

      • Pippin der Jüngere bekam den Westen,
      • Karlmann den Osten.

      Pippin gilt später als Begründer der Dynastie der Karolinger – sein Sohn war Karl der Große, der berühmteste Herrscher des Mittelalters.

      Karl Martell selbst wurde nie König, auch wenn er so mächtig war wie einer.

      Warum nannte man ihn „den Hammer“?

      Nach seinem Tod erhielt Karl Martell den Beinamen „Martellus“, das heißt „der Hammer“.
      Diesen Namen verdankte er seinen vielen militärischen Erfolgen.

      Seine Zeitgenossen sahen in ihm den Verteidiger des Abendlandes und des Christentums gegen den Islam.
      Bis heute gilt Karl Martell als eine der entscheidenden Gestalten der europäischen Geschichte.

      Man sagt manchmal, dass Europa heute ganz anders aussehen würde, wenn Karl Martell die Schlacht von Tours und Poitiers verloren hätte.

      Wie sich Geschichtsbilder ändern - das Beispiel Karl Martell

      Lange Zeit erzählte man in Europa die Geschichte von Karl Martell so: Er habe in der Schlacht von Tours und Poitiers das Abendland gerettet – also Europa vor den Arabern bewahrt. So steht es auch in den meisten Schulbüchern. 

      Aber heute sehen Historiker das differenzierter. Sie fragen: Wer erzählt diese Geschichte – und warum?
      Denn aus der europäischen Sicht war Karl Martell ein Held.
      Doch aus der arabischen oder islamischen Sicht war die Schlacht einfach eine Auseinandersetzung zwischen zwei Reichen, wie es sie damals viele gab.

      Die Araber waren im 8. Jahrhundert technisch, wissenschaftlich und kulturell sehr weit entwickelt . In Städten wie Bagdad, Córdoba oder Damaskus gab es große Bibliotheken, Astronomen, Ärzte und Philosophen, während große Teile Europas noch ländlich und wenig gebildet waren.

      Deshalb kann man sich ruhig fragen: Wäre es wirklich schlimm gewesen, wenn die Araber weiter nach Norden vorgedrungen wären?
      Vielleicht hätte sich das Wissen des Orients noch schneller verbreitet, vielleicht hätte Europa manches früher gelernt.

      Natürlich wissen wir nicht, wie es gekommen wäre – aber solche Fragen helfen, Geschichte mit anderen Augen zu sehen. So merken wir: Geschichte hängt immer auch davon ab, aus welchem Blickwinkel man sie erzählt.

      Frühmittelalter entdecken