Wie wurde die Zeit im Frühmittelalter gemessen?

      Ein Leben ohne Uhren

      Uhren wie wir sie heute kennen, gab es im Frühmittelalter noch nicht. Die Menschen richteten ihr Leben nach der Natur: nach dem Stand der Sonne, nach dem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang und natürlich nach den Jahreszeiten.

      Im Sommer, wenn die Tage lang waren, wurde viel gearbeitet. Im Winter dagegen ruhte die Feldarbeit, und man hatte mehr Zeit für Handwerk oder zum Ausruhen.

      Die Menschen konnten die Zeit also nicht in Minuten oder Stunden messen. Sie wussten nur: Jetzt ist Tag – oder Nacht.

      Arbeiten, solange es hell war

      Sobald sich die Sonne am Himmel zeigte, standen die Menschen auf und begannen mit ihrer Arbeit. Und sie hörten nicht auf, bis die Sonne wieder am Horizont verschwand. Es gab ja noch kein elektrisches Licht und Kerzen waren teuer und selten. Ihr könnt euch vorstellen, dass es nachts sehr dunkel war, wenn nirgends ein Licht brannte. Arbeiten war dann nicht mehr möglich.

      Wenn ihr das selbst mal ausprobieren wollt, wie so ein Leben ohne Licht sein kann, dann guckt doch in unser Mittelalter-Dunkelexperiment. Ihr findet es in den Machmit-Tipps.

      Die Menschen im Frühmittelalter hatten also im Sommer viel mehr zu tun und viel längere Arbeitstage als im Winter. Die Tageszeit bestimmten sie, indem sie sich den Stand der Sonne am Himmel ansahen. Im späteren Mittelalter gab es dann die Kirchenglocken, die läuteten, das war dann eine weitere Orientierungsmöglichkeit.

      Warum war für die Mönche die Zeit wichtig?

      Bei den Mönchen gab es einen genauen Tagesplan, der unbedingt eingehalten werden musste. Die Mönche hatten feste Gebetszeiten, zu denen sie zusammenkamen. 

      So spielte die Kirche bei der Zeitmessung eine sehr wichtige Rolle. Im Mittelpunkt stand hier das so genannte Stundengebet der Mönche, das sich Horarium nannte. Dieses teilte den Tag noch einmal in verschiedene Abschnitte:

      • Matutin (Nachtgebet, oft um Mitternacht)
      • Laudes (Morgengebet bei Sonnenaufgang)
      • Prim, Terz, Sext, Non (Stunden tagsüber, etwa alle drei Stunden)
      • Vesper (Abendgebet)
      • Komplet (Nachtgebet vor dem Schlafen)

      Sie verwendeten für die Zeitmessung zum Beispiel Kerzen, die nach einer bestimmten Zeit erloschen. In Klöstern oder Burgen wurden Kerzen- oder Öluhren genutzt: Eine Kerze mit Markierungen oder ein Ölbehälter konnte die verstrichene Zeit anzeigen, war aber nicht sehr genau. Aber auch Sonnen- oder Wasseruhren kamen zum Einsatz. Diese waren zwar nicht sehr genau, boten zumindest eine gewisse Orientierung.

      Um das Jahr 800 schenkte der Kalif Harun al-Raschid dem Kaiser Karl dem Großen eine kunstvoll gearbeitete Wasseruhr. Sie zeigte, wie weit entwickelt die Zeitmessung im Osten schon war. Auf dem Foto siehst du diese Übergabe. Wasser- und Sonnenuhren waren im Orient schon sehr viel länger bekannt. Schon die Menschen im alten Ägypten und in Mesopotamien haben Wasseruhren und auch Sonnenuhren zur Zeitmessung eingesetzt.

      Zusammenfassung: Zeitmessung im Frühmittelalter

      Die Zeitmessung im Frühmittelalter war ungenau und stark an das tägliche Leben, die Natur und die Kirche gebunden. Erst mit der Einführung von mechanischen Uhren im Hoch- und Spätmittelalter wurde die Zeitmessung genauer.

      Warum interessiert uns heute, wie Menschen früher die Zeit gemessen haben?

      Heute tragen viele Menschen eine Uhr am Handgelenk oder schauen einfach auf ihr Handy, um zu wissen, wie spät es ist. Doch im Mittelalter war das ganz anders. Wenn wir verstehen, wie Menschen früher mit der Zeit umgingen, lernen wir viel über ihr Alltagsleben, ihre Arbeit und ihre Vorstellungen von Ordnung.

      Früher war die Zeit langsamer und natürlicher. Der Tag begann, wenn es hell wurde, und endete mit der Dunkelheit. Niemand hetzte von Termin zu Termin – das Zeitgefühl war ein ganz anderes als heute.

      Mit der Erfindung der mechanischen Uhr im Spätmittelalter änderte sich vieles: Die Stunden wurden messbar, das Leben wurde geregelter, und die Menschen begannen, ihre Tage genauer zu planen.

      Wenn wir also fragen, wie im Frühmittelalter die Zeit gemessen wurde, dann entdecken wir auch, wie sehr sich unser Leben verändert hat. Die Geschichte der Zeitmessung zeigt uns, wie aus einem natürlichen Rhythmus das genaue Ticken der Uhr wurde.