Lehnswesen im Mittelalter: Woher kommt der Begriff?
Über Jahrhunderte bildete sich das Lehnswesen heraus. Aus der sehr frühen Zeit ist uns nur wenig bekannt, doch der Sachsenspiegel ist eine wichtige Quelle.
Lehen kommt von "Leihen". Der König hat viel Land und darauf leben Leute. Der König verleiht Land an den Lehensmann, der auf dem Land lebt. Doch was hat dieser davon? Er wird von seinem König beschützt, seine Existenz ist gesichert. Dies bedeutet eben Schutz vor der allgegenwärtigen Gewalt. Es gibt ja keinen schützenden Staat wie heute mit der Polizei. Doch was hat der König davon? Dieser erhält Unterstützung bei der Organisation und der Verwaltung seines Landes. Und er bekommt Krieger für den Kriegsfall. Der Lehensmann muss dem König in den Krieg folgen und dort für ihn dann kämpfen.
Das Lehnswesen - einfach erklärt!
Das Lehnswesen, das im Hochmittelalter die Grundlage für die gesamte mittelalterliche Gesellschaft wurde, hatte seinen Ursprung schon im Frühmittelalter.
Vorbild waren die Germanen und ihr "Gefolgschaftswesen". Nicht Geld, sondern geliehenes Land sicherte den Anführern der germanischen Stämme die Gefolgschaft ihrer Krieger.
So war für die Entwicklung des Lehnswesens die Tatsache wichtig, dass im frühen Mittelalter die Geldwirtschaft eine geringe Rolle spielte - ganz anders als noch im Römischen Reich. Die Wirtschaft im Frühmittelalter war eine so genannte "Naturalwirtschaft", in der man mit Waren oder Dienstleistungen zahlte.
Der König brauchte viele Soldaten
Das Lehnswesen war einer der Grundpfeiler der mittelalterlichen Gesellschaft. Es entwickelte sich im fränkischen Reich zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert.
Das Frankenreich war von gewaltiger Größe und es war unmöglich für den König, es ohne Unterstützung zu regieren. Er brauchte den Beistand der Kirche durch Bischöfe und Äbte und den der Herzöge und Grafen. Besonders die Herzöge und Grafen mussten ihm Soldaten zur Seite stellen, die ihn bei seinen Feldzügen unterstützten.
Er belohnte sie dafür mit Land. Dieses Land schloss die Bauern ein, die dort arbeiteten. Zunächst wurde dieses Land nur auf Lebenszeit geliehen. Hieraus entstand dann das Wort "Lehen". Später konnte es auch an die Söhne vererbt werden. Die Lehnsherren oder Kronvasallen gaben das Land meist an untergebene Ritter, die Untervasallen, weiter, die sich besondere Ehren erworben hatten, zum Beispiel im Krieg.
Die Veränderungen fanden vor allem im 8. Jahrhundert statt. Zuvor waren die Bauern meist frei und im Heer dienten freie und nicht abhängige Bauern. Allerdings mussten sie Kriegsdienst leisten. Die militärischen Auseinandersetzungen wuchsen und so hatten die Bauern immer weniger Zeit, ihre Äcker zu bestellen, weil sie ja kämpfen mussten. Für einen Bauern keine so gute Sache. So begaben sie sich immer mehr in Abhängigkeit von einem Dienstherren, einem Adeligen zum Beispiel, der auch für ihren Schutz sorgte.
Doch am Ende stellte sich heraus, dass es besser war, Soldaten bzw. Kämpfer zu bezahlen. Wie sich das ganz genau mit den "freien" und "unfreien" Bauern veränderte, erfährst du auch in diesem Artikel über die Bauern.