Warum liebte Karl der Große die Pfalz in Aachen besonders?

      Was bedeutet eigentlich "Reisekönigkönigtum" genau?

      Im Mittelalter hatten die Könige und Kaiser keine feste Hauptstadt wie heute. Sie zogen mit ihrem ganzen Hofstaat von Ort zu Ort und regierten von verschiedenen Pfalzen aus.
      Diese Art zu herrschen nennt man Reisekönigtum. So konnte der König überall im Reich präsent sein, seine Untertanen kennenlernen und die Fürsten besser kontrollieren.

      Das Reisekönigtum war typisch für die Karolingerzeit und blieb bis ins späte Mittelalter erhalten. Auch Karl der Große reiste viel – aber eine Pfalz gefiel ihm ganz besonders: Aachen.

      Die Lieblingspfalz Karls des Großen: Aachen

      Die Aachener Pfalz war für Karl den Großen mehr als nur ein Wohnort – sie war das Zentrum seines Reiches. Hier ließ er seine berühmte Königspfalz errichten, die heute oft als die erste Kaiserpfalz des Mittelalters bezeichnet wird.

      Aachen war ideal gelegen: mitten im Reich, in der Nähe wichtiger Handelswege und mit heißen Thermalquellen, die Karl sehr schätzte. Er war ein begeisterter Schwimmer und ließ sich in seiner Pfalz sogar ein Schwimmbad mit Thermalwasser anlegen. Vielleicht war das einer der Gründe, warum er sich hier am liebsten aufhielt!

      Auch heute erinnern die modernen Carolus-Thermen an diese Zeit – der Name „Carolus“ ist übrigens die lateinische Form von „Karl“. Nicht jede Pfalz hatte ein solches Bad vorzuweisen! Auf der oberen Zeichnung siehst du die Pfalz Karls des Großen in einer Skizze. Auch das Schwimmbad ist hier gut zu sehen.

      Aachener Pfalz und Pfalzkapelle – das Herz des Reiches

      In Aachen entstand nicht nur Karls Lieblingspfalz, sondern auch seine prächtige Pfalzkapelle, die er als Mittelpunkt seiner Residenz bauen ließ.
      Sie war der Vorgänger des heutigen Aachener Doms, der später zur Krönungskirche der deutschen Könige wurde.

      Der Bau war für seine Zeit außergewöhnlich: Die Kapelle bestand aus acht Seiten und war mit Marmor, Gold und Säulen geschmückt – eine echte Prachtkirche. Hier empfing Karl Gesandte aus aller Welt, führte Gespräche mit Gelehrten und feierte die wichtigsten Gottesdienste.

      Nach Karls Tod im Jahr 814 wurde er in dieser Kirche beigesetzt. Der Aachener Dom ist also auch sein Grabmal – und noch heute ein Ort, der an den Beginn des Heiligen Römischen Reiches erinnert.

      Aachen als Krönungsort der Könige

      Die Aachener Pfalz blieb auch nach Karls Tod von großer Bedeutung. Im Jahr 936 ließ sich hier Otto I. krönen und begründete damit eine neue Tradition.
      Mehrere Jahrhunderte lang wurden in der Aachener Krönungskirche, also im späteren Aachener Dom, die deutschen Könige des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Damit wurde Aachen zum Zentrum der Macht im Mittelalter und blieb ein Symbol für die Verbindung zwischen Kaiser, Kirche und Europa.

      Warum war Aachen für Karl so wichtig?

      Aachen war für Karl der Große nicht nur ein Ort der Macht, sondern auch ein Ort des Lernens und Glaubens. Hier sammelte er die klügsten Gelehrten seiner Zeit, ließ Bücher abschreiben und neue Schulen gründen.
      Die Stadt wurde zu einem Mittelpunkt der karolingischen Renaissance – einer Zeit, in der Bildung, Kunst und Wissenschaft wieder aufblühten.

      So war Aachen für Karl Regierungssitz, Glaubenszentrum und Heimat zugleich. Vielleicht liebte er die Stadt deshalb so sehr – weil sie all das vereinte, was ihm wichtig war: Wissen, Glaube und Ordnung. Aber das sind Vermutungen und nicht historisch gesichert.