Wer war Benedikt von Nursia?

      Wer war Benedikt von Nursia?

      Benedikt von Nursia wurde um das Jahr 480 n. Chr. in Italien geboren. Er gilt als der Begründer des Mönchtums in Europa und lebte in einer Zeit, in der das Römische Reich bereits zerfallen war. Benedikt starb um das Jahr 547 – doch seine Ideen wirken bis heute weiter.

      Vom römischen Studenten zum Einsiedler

      Benedikt stammte aus einer wohlhabenden Familie und wurde als junger Mann nach Rom geschickt, um dort zu studieren. Doch das Leben in der großen Stadt gefiel ihm gar nicht: Er war enttäuscht von der Gier und Gewalt, die er dort sah.

      So zog sich Benedikt zurück – erst in eine kleine Hütte, dann in eine Höhle bei Subiaco in der Nähe von Rom. Dort lebte er als Einsiedler, also ganz allein, nur mit dem Nötigsten. Trotzdem kamen immer wieder Menschen zu ihm, um Rat zu suchen.

      Schließlich baten ihn Mönche aus einem nahegelegenen Kloster, ihr Abt zu werden. Doch Benedikt war sehr streng und forderte Disziplin, Gebet und Arbeit. Nicht alle hielten das durch – einige wollten ihn sogar vergiften! Also verließ er das Kloster wieder und gründete eigene Gemeinschaften.

      Das berühmte Kloster Montecassino

      Etwa im Jahr 529 gründete Benedikt auf einem Hügel bei Montecassino sein bekanntestes Kloster. Es wurde zum Mutterkloster der Benediktiner, also der Mönche, die nach seinen Regeln leben.

      In Montecassino lebten die Mönche nach festen Zeiten für Gebet, Arbeit, Lesen und Ruhe. Sie bauten Felder an, versorgten Kranke, schrieben Bücher ab und gaben Reisenden Unterkunft. So wurden die Klöster im Mittelalter zu wichtigen Orten von Wissen und Bildung.

      Das Kloster Montecassino wurde im Lauf der Geschichte mehrmals zerstört – zuletzt im Zweiten Weltkrieg (1944) –, aber immer wieder aufgebaut. Es existiert bis heute.

      Ora et labora und die Benediktsregel

      Ora et labora – Bete und arbeite

      Benedikt schrieb eine Klosterregel, die man die Benediktsregel nennt. Darin steht genau, wie das Leben im Kloster ablaufen soll.
      Ihr bekanntester Satz heißt: „Ora et labora“, das bedeutet „Bete und arbeite“.

      Diese Regel machte das Klosterleben in ganz Europa berühmt. Sie war nicht nur für die Benediktiner wichtig – viele andere Klosterorden übernahmen später Teile davon.

      Benedikts Idee war einfach, aber stark: Wenn Menschen Glaube, Arbeit und Gemeinschaft verbinden, entsteht Frieden. Deshalb nannte man ihn später auch den „Vater des Abendlandes“ – denn er legte die Grundlage für das christliche Europa.

      Warum Benedikt bis heute wichtig ist

      Im frühen Mittelalter waren Klöster wie das von Benedikt die Zentren des Wissens. Mönche bewahrten alte Bücher, kopierten Schriften, bauten Heilkräuter an und halfen in Notzeiten. Ohne sie wäre vieles aus der Antike verloren gegangen. Benedikt von Nursia gilt deshalb als einer der wichtigsten Menschen des Mittelalters. Sein Leben zeigt, dass man mit Ruhe, Glauben und Fleiß die Welt verändern kann – ganz ohne Waffen oder Kriege.

      Wie es mit dem Mönchtum im Hochmittelalter weiterging, kannst du hier nachlesen.

      Wie sah wohl ein Tag im Kloster zu Zeiten Benedikts aus?

      Ein Tag im Kloster nach Benedikts Regel

      Stell dir vor, du bist ein junger Mönch im Kloster Montecassino. Noch bevor die Sonne aufgeht, erklingt die Glocke. Sie ruft dich und die anderen Mönche zum ersten Gebet des Tages. Es ist still, nur das Murmeln der Stimmen erfüllt die Kirche.

      Nach dem Gebet arbeitet jeder dort, wo er gebraucht wird. Manche gehen in den Garten, um Gemüse und Kräuter zu pflanzen. Andere helfen in der Küche oder kümmern sich um kranke Reisende, die im Kloster Zuflucht finden. In der Schreibstube sitzen Mönche über alten Büchern. Mit Tinte und Feder schreiben sie mühsam Texte ab, damit das Wissen der Antike nicht verloren geht.

      Zur Mittagszeit erklingt wieder die Glocke. Jetzt ist es Zeit für das gemeinsame Essen – einfache Speisen, meist Brot, Suppe und Wasser. Danach gibt es eine kurze Ruhepause, bevor erneut gearbeitet oder gebetet wird.

      Am Abend versammeln sich alle Mönche noch einmal zum Abendgebet. Dann kehrt Ruhe ein im Kloster. Der Tag war erfüllt von Arbeit, Gebet und Gemeinschaft – genau so, wie es Benedikt von Nursia in seiner Regel „Ora et labora“ festgelegt hatte.

      So lebten die Mönche Tag für Tag, friedlich und geordnet. Viele von ihnen wurden sehr alt, weil sie gesund lebten und wenig Streit kannten. Durch ihr diszipliniertes Leben prägten sie das christliche Europa für viele Jahrhunderte.