Geißler oder "Flagellarii"
Was haben die Geißler mit der Pest zu tun?
Viele Menschen sahen die Pest als Strafe Gottes und glaubten, wenn sie sich mit Gott aussöhnten, dass Gott die schlimme Strafe von ihnen abwenden würde. Aus diesem Grund verbreiteten sich im Spätmittelalter die Geißlerzüge. Die Menschen schlossen sich zusammen und wollten Gott gemeinsam wieder versöhnen.
Die Geißler verbreiteten die Pest, ohne es zu wissen
Was haben die Geißler nun getan? Sie haben sich selbst ausgepeitscht, in dem Glauben, dass sie damit Buße tun. Solche Geißelungen dauerten dann 33 1/2 Tage, was dem Alter von Jesus Christus entsprach. Diese Geißler gab es in Italien und in Süddeutschland schon im 13. Jahrhundert, also in der Zeit vor der großen Pestepidemie. In der Zeit von 1348 und 1349 zogen dann hunderte Menschen sich geißelnd durch die Städte. Sie predigten, sangen fromme Lieder und geißelten sich. Das Schlimme daran war, dass sie wahrscheinlich durch diese Geißlerzüge die Pest auch noch weiterverbreitet haben.
Das Geißlertum stand im Widerspruch zur Kirche
Die Geißler haben sich im Laufe der Zeit religiöse Führer gewählt, auch kritisierten sie immer stärker die Kirche. Deshalb traten sie auch in heftigen Widerspruch zur Kirche und dem Papsttum.
Am Anfang gehörten der Geißlerbewegung in erster Linie Bauern und Handwerker an, auch der ein oder andere Adelige und Bürger nahm daran teil. Später waren es oft Geächtete oder Landstreicher, die sich den Geißlerzügen anschlossen. Zu Beginn nahmen keine Frauen an den Geißlerzügen teil, später änderte sich dies.
In späterer Zeit, also Ende des 14. Jahrhunderts, gab es auch noch Geißlerzüge, die allerdings auf bestimmte Orte begrenzt blieben. So gab es im Jahr 1391 einen Geißlerzug in Heidelberg. Um 1400 fand noch einer im Raum Aachen statt. Bei den Bürgern ihrer Zeit fanden die Geißler Zustimmung und auch Zulauf.