Städte waren gleichzeitig Müllkippen
Im Mittelalter gab es noch keine Müllabfuhr, die die Abfälle zu Hause abholte und zur Müllkippe brachte. Auch Müllkippen, wie wir sie heute einsetzen, kannte man nicht. Die Menschen machten sich nicht allzu viele Gedanken um ihren Müll. Sie sammelten ihre Abfälle in Eimern und Gefäßen und kippten diese auf die Straße vor ihrem Haus.
Nicht selten schüttete man auch die Toilettenabfälle, die man über Nacht in Nachttöpfen sammelte, einfach auf die Straße. Ihr könnt euch vorstellen, dass es dort nicht sehr sauber war und wohl auch ziemlich gestunken hat.
Man legte manchmal in die Mitte der Straßen Rinnen, damit der Unrat bei Regen weggespült werden konnte. Außerdem ließen die Einwohner der Dörfer und Städte ihre Tiere frei herumlaufen, damit sie einen Teil der Abfälle auffraßen. Der Nachteil war, dass die Tiere ihrerseits auch wieder Abfall "fallen ließen". Auch dienten die Abfallmengen in den Städten den Ratten als Nahrung, die sich dadurch sehr vermehrten und deren Flöhe oft zum Überträger der Pest wurden.
Ihr müsste euch aber vorstellen, dass die Menschen in dieser Zeit viel weniger Müll produzierten als wir heute. Vor allem entstand ein völlig anderer Müll als unser heutiger. Sie fanden fast für alles Verwendung und was sie wegwarfen, war meist organisch und verrottete irgendwann. Plastikmüll, der eine sehr lange Zeit braucht, bis er abgebaut ist, gab es ja noch nicht.
Gruben sorgten für weniger Gestank
Irgendwann kamen die Menschen auf die schlaue Idee, Gruben auszuheben und die Abfälle hier zu entsorgen. War die Grube voll, wurde sie zugeschüttet und die Geruchsbelästigung schwand zumindest ein wenig. Wohnte man in der Nähe eines Flusses, kippte man auch seine Abfälle einfach dort hinein und wartete, bis sie vom Wasser weggespült wurden.
Nicht ganz ungefährlich
Dass diese Art der Müllbeseitigung nicht sehr gesund sein konnte, liegt auf der Hand. Nicht zuletzt deswegen hatten die Menschen im frühen und auch späteren Mittelalter mit vielen Seuchen zu kämpfen. Denn die Abfälle vermischten sich mit dem Regenwasser und Teile versickerten im Erdboden. Das verunreinigte das Grundwasser, was die Menschen dann ja wieder tranken. Auch das Wasser aus den Flüssen, das meist verunreinigt war, nutzten die Menschen als Trinkwasser oder zum Kochen.
Im Mittelalter galt Wasser daher als ungesund: Wer es sich leisten konnte, wich auf Wein oder Bier aus. Selbst kleinen Kindern gab man aus diesem Grund oft schon Bier zu trinken. Für viele Menschen war im Mittelalter das "schlechte Wasser" auch ein Grund, sich nicht zu waschen.