Keine Schulpflicht
Vor 300 Jahren gab es in den meisten Ländern noch gar keine Schulpflicht. Also auch kein Büffeln, Lernen und vor allem keine Hausgaben. Das war toll, wirst du vielleicht sagen. Aber für viele Kinder bedeutete dies, dass sie ihr Leben lang nicht lesen und schreiben lernten und einfach ohne Wissen und Bildung blieben. Anstelle zur Schule zu gehen, mussten sie arbeiten und Freizeit blieb auch keine.
Preußen war Vorbild beim Thema Schulpflicht
Der Vater von Friedrich dem Großen (1712-1786) war Friedrich Wilhelm I. (1688-1749). Er führte 1717 die Schulpflicht in Preußen ein. Allerdings zuerst nur auf den königlichen Besitzungen. Aber immerhin war dies ein erster Schritt in die richtige Richtung. Er war der Meinung, dass ein bisschen Bildung seinen Untertanen nicht schaden könnte und somit auch seinem Staat nutzen würde. So sollten nun alle Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren eine Schule besuchen.
Doch keiner wollte wirklich die Schulpflicht für Kinder
Zu Beginn war der Widerstand recht groß, denn weder die Kirche noch die Gutsherren noch die Eltern der Kinder waren begeistert von der Schulpflicht. Die Kirche wollte nicht, dass die Ausbildung der Kinder in weltliche Hände geraten sollte.
Eltern waren auf die Hilfe der Kinder angewiesen. Kinder wurden zur Feldarbeit benötigt, sie waren billige Arbeitskräfte, die meist keinen Lohn erhielten. Deshalb waren eben auch viele nicht damit einverstanden, dass die Kinder ihre wertvolle Arbeitszeit in der Schule verbringen sollten. Es gab auch noch keinen Stundenplan und oft war die nächste Schule sehr weit weg vom Bauernhof, auf dem die Kinder lebten.
Auch waren viele Gutsherren gar nicht damit einverstanden, dass Schulen gebaut werden sollten, denn diese kosteten auch schon damals Geld. Und an den Kosten wurden auch die Gutsherren beteiligt, selbst wenn der König die Schulgebäude auf Staatskosten errichten ließ.
Und wo kamen die Lehrer her?
Doch wer sollte die Kinder überhaupt unterrichten? Da es ja vorher - abgesehen von den Klosterschulen - keine Schulen gegeben hatte, so fanden sich logischerweise auch keine ausgebildeten Lehrer. So verpflichtete der König oft ehemalige Soldaten als Lehrer. Dass die nicht so genau wussten, was sie nun wie zu unterrichten hatten, war gut möglich. Wahrscheinlich mussten die neuen Lehrer so einiges selbst erst einmal lernen. Und Geld bekamen sie oft genug auch keines. Aber Disziplin war wichtig, wie bei den Soldaten, so jetzt auch in der Schule. Oft wurde in der Schule mehr geprügelt als unterrichtet.
Preußen wurde zum Vorbild
Zum ersten Mal wurde die Schulpflicht übrigens schon im Jahr 1592 eingeführt und zwar im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Dennoch gilt die Einführung der Schulpflicht in Preußen als wichtiger Schritt in Richtung allgemeine Schulpflicht. Vor allem die Auswirkungen waren bedeutend, da im Zuge der preußischen Schulreform in vielen weiteren Ländern ebenfalls die Schulpflicht eingeführt wurde.