Haben die Kinder im 17. und 18. Jahrhundert schon gelesen?
Vielleicht liest du gerne, vielleicht auch weniger. Aber du kannst dich wenigstens entscheiden, ob du lesen möchtest. Du bekommst Bücher geschenkt, kannst sie von deinem Taschengeld kaufen oder auch in einer Bücherei ausleihen. Das ist ganz schön praktisch und für dich wahrscheinlich selbstverständlich. Wenn du gerne liest, kannst du dir vielleicht ein Leben ohne Bücher gar nicht vorstellen. Was aber konnten die Kinder im 17. oder 18. Jahrhundert überhaupt lesen?
Und was lasen denn die Kinder?
Literatur, die sich wirklich nur an Kinder richtete, gab es zu dieser Zeit fast gar nicht. Märchen waren auch schon im 16. Jahrhundert bekannt, aber viele Märchen waren so gruselig, dass sie sich gar nicht so recht für Kinder eigneten, was aber niemanden so wirklich gekümmert hat, sie wurden ihnen trotzdem erzählt. Der Grund war vor allem, dass niemand es für nötig hielt, Kindern Gedrucktes in die Hand zu geben.
Das erste Buch für Kinder und Jugendliche
Das wohl erste Buch, das sich besonders an Kinder und Jugendliche richtete, hatte ein Lehrer geschrieben. Dieser Mann hieß Johann Amos Comenius. Er veröffentliche 1658 ein Buch mit dem Titel "Orbis sensualium pictus". Das heißt übersetzt nichts anderes als "Die sichtbare Welt".
Die Vorläufer des Jugendlexikon
Genau genommen war es der Vorläufer unserer Jugendlexika. Lexika sind gedruckte Bücher, die stichwortartig und kurz über wichtige Themen informieren. So eine Art wikipedia in gedruckter Form. Hier konnten die jüngeren Leser alles Mögliche zu Themen aus den Bereichen Natur, Kunst, Politik oder Religion erfahren.
Das Buch gab es nur auf Latein
Allerdings musst du wissen, dass es das Buch zu Anfang nur in lateinischer Sprache gegeben hat und nicht allzu viele Kinder konnten zu dieser Zeit überhaupt lesen und schon gar nicht Latein. Allerdings legte man dieses wichtige Werk - das auch zu einem Schulbuch wurde - immer wieder neu auf und übersetzte es auch in über 200 Sprachen. Lange Zeit war es wohl eines der wenigen Kinder- und Jugendbücher überhaupt. Besonders an dem Buch waren auch die vielen Zeichnungen und Erklärungen, die Kindern die Welt und die Natur verständlicher machen sollten. Der Autor war ja auch ein Lehrer! Dieses Buch wurde dann bis weit ins 19. Jahrhundert zum Vorbild und auch immer wieder nachgeahmt.
Die ersten ABC-Bücher
Mitte des 18. Jahrhunderts, also so ab 1750, gab es auch weitere buchähnliche Produkte, die oft recht billig hergestellt wurden und zum Beispiel schon das ABC anhand von gedruckten Holzschnitten abbildeten. Das waren dann die Vorläufer unserer ABC-Bücher.
Erziehung und Bildung wurden immer wichtiger
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts beschäftigte man sich im Rahmen der Bewegung der Aufklärung auch verstärkt mit den Themen Bildung und Erziehung. Dabei erkannte man, dass kindgerechte Romane auch Kinder bilden konnten. So wurde der erste Abenteuerroman Robinson Crusoe auch von Jugendlichen gelesen und ging auch als Jugendroman in die Weltliteratur ein.