Wie sah die Erziehung der Mädchen zur Zeit der Aufklärung aus?
Da der Mann der Aufklärung ein gebildeter Mann war, sollte ihm auch eine Frau zur Seite stehen, die zumindest über ein Mindestmaß an Bildung verfügte. So dachte ein kleiner Teil der Menschen, die während der Aufklärung lebten. Oft wurde die fehlende Bildung als Grund angeführt, warum Männer und Frauen so unterschiedlich waren. Und was folgerte man daraus? Eine bessere Bildung der Mädchen könnte die Situation verbessern. Ganz neu war das Thema nicht, schon im 17. Jahrhundert gab es Frauen und Männer, die eine bessere Bildung der Mädchen forderten.
In die Kritik rückten vor allem die Klöster, die die jungen Mädchen oft zur Unwissenheit erzogen. Man bevorzugte die Erziehung in der Familie. Manchmal kam auch schon die Forderung nach Mädchenschulen auf.
Doch wie gebildet waren die Frauen der Aufklärung wirklich?
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Frauen aufholten. Während Ende des 17. Jahrhundert viele Frauen noch nicht schreiben konnten, so steigerte sich die Schreibfähigkeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erheblich. Mehr als bei den Männern. Allerdings gab es große Unterschiede in den einzelnen Ländern und auch dort wieder in den verschiedenen Regionen.
Unterschiede zwischen Arm und Reich blieben
Auch sind die Unterschiede zwischen Mädchen aus einem reicheren Elternhaus und Mädchen aus armen Familien riesengroß. Ein Bauernkind lernte selten lesen und schreiben. Ein adeliges Mädchen hatte hier schon sehr viele größere Chancen, zumindest ein bisschen Bildung zu erhalten. Waren ihre Eltern aufgeschlossen und dachten für ihre Zeit modern, so hatte ein solches Mädchen vielleicht das Glück, Unterricht in Geschichte, Geographie oder Grammatik zu erhalten. Allerdings meist nur dann, wenn es auch einen Bruder hatte. So gab es Kinder mit Hauslehrern und manchmal wurden nicht nur die Jungs, sondern auch die Mädchen unterrichtet und lernten Geometrie, Algebra und Latein. Auch Musik und Zeichnen konnten zu den Unterrichtsfächern zählen.
Bildung war eine teure Angelegenheit
Eine solche Form von Bildung war allerdings erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts möglich und dann auch nur in Familien, in denen die Eltern selbst sich für Bildungsthemen interessierten und/oder ausreichend Geld besaßen. Bildung war zu diesem Zeitpunkt eine teure Angelegenheit, die sich nur die wenigsten wirklich leisten konnten. Wichtig für die Bildung der Mädchen wurde auch das aufstrebende Bürgertum, das sich in Ansätzen für eine Ausbildung der Mädchen einsetzte.
Und die Bauernkinder?
Für Mädchen aus den Unterschichten, deren Eltern einfache Tagelöhner, Händler oder Bauern waren, war Bildung ausgeschlossen. Sie konnten höchstens in kleinen Schulen, in denen oft Priester unterrichteten, einige Dinge lernen. Neben Religion stand hier auch Schreiben, Lesen und Rechnen auf Stundenplan. Wobei der Unterricht im Nähen breiteren Raum einnahm als das Rechnen und Lesen. Schließlich sollten die Mädchen auf ihr künftiges Leben als Arbeiterinnen vorbereitet werden und zuviel Bildung - so dachte man - würde da nur schaden.