Auch wenn die wenigsten Herrscher bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wirklich um ihren Thron bangen mussten, nennt sich diese Zeit auch oft "bürgerliches Zeitalter". Doch was soll das nun heißen? Was sind Bürger und warum wurden sie wichtig?
Die Menschen dachten nach
Ein wichtiges Zeichen der Aufklärung war, dass die Menschen anfingen, ihren Verstand zu nutzen und Dinge nicht einfach als gottgegeben hinzunehmen, sondern auch zu hinterfragen. Und dabei kam so mancher denkende Mensch auf die Frage, ob das denn so richtig sei mit einem Fürsten, der über das Leben und das Wohl seiner Untertanen bestimmen durfte, während die meisten seiner Untertanen ein ziemlich trauriges Leben fristeten.
Es waren noch nicht viele, die sich solche Gedanken leisten konnten. Der arme Bauer, der Handwerker oder Tagelöhner hatte gar keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Und der Adel wollte darüber gar nicht nachdenken, gehörte er ja zur bevorzugten Schicht und hatte nicht vor, an diesem Zustand etwas zu ändern.
Es gab Menschen, die kritisch nachdachten
Doch gab es mittlerweile Bürger, die eben genau darüber nachdachten: über Gerechtigkeit, über die Ausbildung der Kinder, über politische Mitbestimmung und vieles mehr. Wenn wir heute von selbstbewussten Bürgern sprechen, die eben auch dem "bürgerlichen Zeitalter" ihren Namen gaben, so muss man sehen, dass es sich hierbei nur um einen kleinen Teil handelte. Meist wohnten diese Bürger in der Stadt und waren besser ausgebildet als die meisten anderen.
Doch auch bei der neuen Bürgerschicht gab es Unterschiede
Doch auch die Bürger pochten auf ihre Unterschiede. Es gab die reichen Kaufleute, die sich meist auch über die Kleidung von den einfacheren Handwerkern abgrenzten. Es gab Menschen, die stolz auf ihre Bildung waren und die man als "Bildungsbürger" bezeichnete. Diese Schicht entstand in Deutschland vor allem gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Aus ihr heraus entwickelte sich vor allem die Kritik an der Gesellschaft. Diese Bürger waren anders als die bürgerlichen Kaufleute, deren Streben in erster Linie darin bestand, ihr Geldvermögen zu mehren. So forderten die bürgerlich Gebildeten eine vernüftige Herrschaft ein. Dazu gehörten für sie Toleranz, Gerechtigkeit und Menschenliebe. Dies waren auch die Ideale der Aufklärung.
Der Bildungsbürger entwickelte sich
Gemeinsam mit Schriftstellern, Gelehrten und Künstlern grenzten sich diese Bildungsbürger auch vom Adel ab. Sie waren stolz auf ihre Bildung und gewannen dadurch an Selbstbewusstsein. Diese Gruppen entwickelten sich vor allem in den Universitätsstädten, in denen sie auch Gleichgesinnte fanden. Man achtete auf die Schulbildung der Kinder und bemühte sich darum, ihnen eine gute Ausbildung auf den Weg zu geben. Allerdings betraf dies zu dieser Zeit in erster Linie die Jungen, die Mädchen wurden weiterhin auf ihre Aufgaben als Hausfrau und Mutter vorbereitet. Dies handhabte auch das gebildete Bürgertum meist nicht anders.