Die Mutter der Parlamente sitzt in England
Der Deutschen Bundestag, die französische Nationalversammlung, das Unterhaus in London oder auch der Amerikanische Kongress sind moderne Parlamente. Hierbei handelt es sich um Volksvertretungen, die aus einer geheimen, gleichen und freien Wahl hervorgegangen sind. Doch dies war nicht immer so.
Was war das "parliament?"
"Parlamentum" ist ursprünglich ein lateinisches Wort und bedeutet soviel wie "Verhandlung" oder "Unterredung". Dann bezeichnete es Versammlungen, vor allem Versammlungen eines königlichen Lehnsherrn mit seinen Vasallen. So hieß zum Beispiel in England die Versammlung des Königs mit den wichtigen Vertretern des Reiches, den Baronen und den Grafen, "parliament".
So blieb das "parliament" der Eigenname für das britische Parlament, das sich in Unter - und Oberhaus teilte. Das Unterhaus hieß auch "House of Commons", das Oberhaus "House of Lords". In England hatte sich dieses Parlament früher als in den anderen europäischen Ländern eine wichtige Stellung erstritten und das Parlament hatte schon im 18. Jahrhundert eine große Bedeutung und redete bei wichtigen Entscheidungen mit.
Der Volkswillen
Im Rest Europas brauchte das noch eine Weile. Die Französische Revolution von 1789 machte den Anfang. Im 19. Jahrhundert begannen sich auch im übrigen Europa stärkere Parlamente zu entwickeln und das Mitspracherecht weitete sich aus. Parlamente sind ja nichts anderes als Orte, in denen das Volk über Volksvertreter seinen Willen kund tut.
So wurde aus dem englischen "parliament" das Parlament für alle, doch England blieb für das Festland in Sachen Parlament Vorbild. So wurde das englische Parlament auch die "Mutter der Parlamente" genannt. Und kein weiteres europäisches Land kann auf eine so bruchlose Weiterentwicklung der parlamentarischen Regierungsformen zurückblicken wie England. Vielleicht lieben die Engländer genau deshalb ihre "Queen".
Nimmt man allerdings das, was wir heute unter Parlament verstehen, zum Ausgangspunkt, dann waren weder das englische noch alle weiteren Parlamente, die im Lauf des 19. Jahrhunderts entstanden, Parlamente in unserem ganz modernen Sinne. Denn es gab noch keine allgemeinen, gleichen und freien Wahlen, so wie wir es heute in den demokratischen Staaten kennen.