Vielleicht stellst du es dir ganz aufregend vor, in einem tollen Schloss zu leben, durch Hallen zu wandeln und dich an vergoldeten Spiegeln zu erfreuen? Das war die eine Seite des höfischen Lebens, doch es gab auch eine andere, die gar nicht so spaßig gewesen ist.
So ein aufwändiges Leben kostete eine Menge Geld
Das höfische Leben war nicht nur Vergnügen pur. Der Maßstab und das Vorbild des Lebens bei Hofe war der französische König Ludwig XIV. und sein Hofstaat in Versailles. So wollten alle Fürsten - ob kleine, ob große - in Europa leben. Nur bedeutete das für viele Fürstenhöfe, dass sie sich in Schulden stürzen mussten, weil eine solche aufwändige Hofhaltung nun einmal eine ganze Menge Geld kostete. Und es reichte ja nicht aus, einfach ein Schloss zu bauen, es musste auch irgendwie unterhalten werden.
Die Etikette legte alles im Detail fest
Das Leben bei Hofe folgte strengen Regeln, die nannte man "Etikette". Diese Etikette gab ganz genau vor, was jemand in einem Schloss zu tun oder zu lassen hatte. So gab es oft auch einen Zeremonienmeister, der den Tagesablauf auf einem Schloss genau überwachte. Die Etikette legte sogar fest, worüber man wie zu sprechen hatte. Vor allem sprach man Französisch. Wer etwas auf sich hielt, sprach die Sprache des französischen Königs. Denn dies war damals absolut "in".
Wo erledigte man sein Geschäft?
Auf einem Schloss zu leben, war also nicht nur toll, sondern hatte auch seine Schattenseiten. Die meisten Schlösser waren zugig, überall blies der Wind durch die Ritzen. Der Nachteil der riesengroßen Räume lag darin, dass sie fast gar nicht zu heizen waren, also fror man auch in so einem Schloss unter Umständen ganz erbärmlich. Eine Zentralheizung, wie du sie heute kennst, gab es ja noch nicht. Ein einzelner Kamin schaffte es oft nicht, die großen Räume auch warm zu halten. Und die hygienischen Verhältnisse müssen miserabel gewesen sein.
Es gab zwar schon Toiletten, aber viel zu wenig für die Menschen, die im Schloss wohnten. So erledigten die meisten - Groß und Klein - irgendwo in den Gängen ihr Geschäft. Wenn du dir vorstellst, wie viele Menschen an so einem Hof gelebt haben, dann hat es da wahrscheinlich ziemlich gestunken, auch wenn Diener durch die Hallen liefen und den Schmutz und Dreck mit Eimern einsammelten. Zwischendurch wurde zwar schon auch mal sauber gemacht, aber die restliche Zeit muss der Geruch schrecklich gewesen sein.
Um den Gestank zu überdecken, verwendeten Damen wie Herren Unmengen von Parfum und Puder. Gebadet wurde zu dieser Zeit auch nicht allzu oft. Wasser galt den meisten Menschen als giftig - was wohl auch nicht so verkehrt war, da der gesamte Dreck einfach in die Flüsse und Bäche geschüttet wurde.
Nicht alles, was auf den Tisch kam, war auch essbar
Die hohen Herrschaften pflegten auch von großzügig ausgestatteten Tafeln zu speisen. Doch das Essen war meist kalt, denn bis es aus der Küche auf die Tische gelangte, waren oft ziemlich lange Wege zurückzulegen. Gut, aber man hatte auf jeden Fall etwas zu essen, doch nicht alles, was auf den Tisch kam, war essbar, ein guter Teil bestand auch aus dekorativen Elementen, die den Tisch schmückten.
Die feine Gesellschaft aß mit der Gabel
Fleisch war wichtig, so wurde dem Tranchieren - also dem Zerlegen - von Fleisch ausreichend Zeit gewidmet. Mittlerweile konnte die feine Gesellschaft auch schon mit der Gabel essen, was sicher zu etwas besseren Tischmanieren beitrug. Wein stürzte man nicht mehr, wie noch in den Jahrhunderten zuvor, herunter, sondern genoss gerne ein edles Tröpfchen. Es wurde eben auch wichtig, wie man speiste und trank, um zu zeigen, wie vornehm man war.
Überhaupt wurde eine gute Erziehung auch immer wichtiger. Reiten, Fechten, Tanzen, all dies waren erstrebenswerte Fertigkeiten, die Männer und Frauen bei Hofe beherrschen mussten.