Die Situation nach dem Dreißigjährigen Krieg
Der Dreißigjährige Krieg beendete die Religionskriege und sollte eine Zeit zunehmender religiöser Toleranz einleiten. Dies bedeutete, dass man die Menschen ihre Religion ausüben ließ, egal ob sie nun Katholiken oder Protestanten waren. Eigentlich kehrte man zum Prinzip des cuius regio, eius religio zurück - der Landesherr bestimmte die Konfession.
Theorie und Praxis waren oft unterschiedlich
Doch die Wirklichkeit sah oft anders aus. Immer noch wurden Menschen wegen ihrer Religion ausgegrenzt. Allerdings hatte man sich im Westfälischen Frieden (1648) versprochen, keinen großen Krieg mehr im Namen der Religion zu führen. Und daran haben sich die großen Nationen gehalten. Doch der Weg zur religiösen Toleranz, der Anerkennung der Religion des anderen, sollte noch ein langer sein.
Neue Großmächte entwickelten sich
Da das Heilige Römische Reich deutscher Nation ziemlich zerstückelt war, blieb es im Vergleich zu anderen Nationen erst einmal schwach. Die Vormacht des Hauses Habsburg schwand weiter. Neue Großmächte wie Frankreich, Schweden, die Niederlande und Brandenburg-Preußen entwickelten sich in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Zerplittert in 300 kleine Territorien
Anfang des 18. Jahrhunderts war das Heilige Römische Reich deutscher Nation in etwa 300 kleine Territorien, also einzelne Fürstentümer, zersplittert. Im Norden waren Nord- und Ostsee die Grenze, im Westen Rhein und Maas und im Osten reichte das Reich fast bis an die Weichsel und Polen. Im Süden dehnte sich das Reich über die Alpen bis nach Oberitalien aus. "Ganz schön groß", könntest du sagen. Ja, das ist richtig, aber das Land war in diese kleinen Herrschaftsgebiete geteilt, nur Österreich und Brandenburg-Preußen konnten sich zu großen Machtzentren entwickeln.
Jeder Fürst des Reiches durfte selbstständig handeln und Bündnisse schließen, Heiraten arrangieren, mit wem er immer wollte. Es gab zwar seit 1681 ein Reichsheer, das aber nur sehr selten zusammengerufen wurde.
Was unterschied Deutschland von Frankreich und England?
Es gab keine zentrale Hauptstadt, von der aus regiert wurde. Mehrere Städte hatten Bedeutung. So tagte in Regensburg der Reichstag, in Wetzlar hatte das Reichskammergericht seinen Sitz und Wien war die Hauptstadt des Kaisers. Aber zwischen Wetzlar und Wien lagen Welten und viele, viele Kilometer.
Kaiser waren die Habsburger
Seit mehr als 300 Jahren besaßen die mächtigen Habsburgerfürsten die Kaiserwürde. Der Kaiser hatte die Aufgabe, das Reich zu schützen. Ob er das auch tun konnte, hing immer von den einzelnen Fürsten ab. Sie entschieden selbst, ob sie den Kaiser mit Truppen unterstützten.
Neben Österreich entstand gegen Ende des 17. Jahrhunderts eine weitere Großmacht, die in den folgenden Jahrzehnten das Schicksal des Deutschen Reiches mitbestimmen sollte: Brandenburg-Preußen.