Dorothea Christiane Erxleben: Erste Ärztin Deutschlands mit Doktortitel?
Wer war die erste Ärztin Deutschlands, die einen Doktortitel besaß? Hättest du es gewusst? Aber wahrscheinlich hast du den Namen Dorothea Christiane Erxleben noch nie gehört. Sie ist nicht wie viele ihrer männlichen Zeitgenossen in die Geschichte eingegangen. Doch war sie etwas Besonderes, denn als erste Frau promovierte sie als Ärztin und das war für ihre Zeit nicht nur neu, sondern etwas Ungeheuerliches.
Dorothea Erxleben hatte einen großen Traum
Dorothea wurde im Jahr 1715 geboren. Auch ihr Vater Christian Poykarp Leporin war Arzt. Von ihm konnten Dorothea Cristiane wie auch ihre Brüder so einiges lernen. Dorotheas Vater nahm sie sogar zu seinen Krankenbesuchen mit. Sie träumte davon, ebenso wie ihr Vater, Ärztin zu werden. Aber sie lebte im 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit durften Frauen noch keine Universität besuchen. Mädchen waren ja nicht einmal an weiter führenden Schulen zugelassen. Und an ein Medizinstudium für Frauen war noch gar nicht zu denken.
Frauen durften an keiner Universität studieren
Doch Dorothea Christiane war zielstrebig und ehrgeizig und gab nicht so schnell auf. So lernte sie alles Wichtige über Medizin und Heilkunde selbstständig zu Hause. Wenn sie nicht weiter wusste, konnte sie ihren Vater fragen. Sie lernte so viel und so gut, dass sie irgendwann sogar den Vater in seiner Praxis vertreten konnte. Doch dies wurde nicht gerne gesehen, dann sie hatte ja keine Prüfung abgelegt. Als Ärztin benötigte sie eine Approbation, das war so eine Art Zeugnis und die Erlaubnis, als Ärztin arbeiten zu dürfen. Doch wie sollte sie das bekommen, wenn sie an keiner Uni lernen durfte?
Dorothea Christiane Erxleben und Friedrich der Große
So ging Dorothea Christiane an die allerhöchste Stelle und die befand sich zu dieser Zeit in Friedrich dem Großen, dem König von Preußen. Und dieser befahl, dass die Universität Halle an der Saale die Frau aufnehmen müsste. Doch Dorothea hatte zunächst andere Pläne. Sie heiratete einen Mann mit vier Kindern, der Johann Christian Erxleben hieß. So hieß auch sie ab diesem Zeitpunkt Erxleben und wurde später unter diesem Namen bekannt. Dorothea bekam einige eigene Kinder und arbeitete weiter als Ärztin. Eigentlich durfte sie das gar nicht. Das erweckte Neid, viele gönnten ihr den Erfolg nicht, den sie bei den Patienten hatte. So erhielt sie eine Anzeige wegen Kurpfuscherei. Was soll das sein? Kurpfuscher waren Personen, die ohne Zeugnis bzw. Erlaubnis Menschen medizinisch behandelten.
Dorothea von Erxleben promovierte mit 39 Jahren an der Universität Halle
Dorothea war schon 39 Jahre alt, als ihr Vater starb, und sie sich schließlich doch noch entschloss, ein Medizinstudium zu beginnen. Nur so würde sie die Möglichkeit erhalten, die Praxis des Vaters zu übernehmen und weiter als Ärztin arbeiten zu dürfen. Sie promovierte im Jahr 1754 an der Universität Halle. Eine Promotion, also das Schreiben einer Doktorarbeit verbunden mit dem Dokortitel, war auch außergewöhnlich für eine Frau. Somit war sie die erste promovierte Ärztin in Deutschland. Sie veröffentlichte mehrere medizinische Schriften und trat auch für die Verbesserung der Hygienebedingungen in den Krankenhäusern ein.
Doch lange währte ihr Glück nicht, Dorothea starb schon acht Jahre später, 1762. Sie wurde keine 47 Jahre alt. Ihr wichtigstes Lebensziel hatte sie zu diesem Zeitpunkt als Dr. Dorothea Erxleben allerdings erreicht. Ihr zur Ehren gibt es sogar eine Briefmarke mit ihrem Bildnis. Dorothea war eine wichtige Vorreiterin innerhalb der Medizingeschichte und trat für die Rechte der Frauen ein und für die Gleichberechtigung der Frauen ein.
Dorothea Erxleben war eine Frau, die nicht aufgab, obwohl ihr viele Steine in den Weg gelegt wurden. Sie wollte Ärztin werden, obwohl das für Frauen im 18. Jahrhundert verboten war.
Heute ist das selbstverständlich: In Deutschland können Mädchen und Frauen Medizin studieren, Ärztinnen werden oder forschen – genau wie Männer. Das verdanken wir auch mutigen Pionierinnen wie Dorothea Erxleben.
Dorothea zeigte, dass Wissen, Mut und Zielstrebigkeit nichts mit dem Geschlecht zu tun haben. Sie kämpfte für ihr Recht, zu lernen und zu arbeiten – etwas, das wir heute als Gleichberechtigung bezeichnen.
Diese Gleichberechtigung ist heute im Grundgesetz festgeschrieben. Dort steht: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“
Auch wenn Dorothea schon lange nicht mehr lebt, erinnert man sich bis heute an sie:
- Es gibt Straßen, Schulen und Kliniken, die ihren Namen tragen.
- An der Universität Halle, wo sie promovierte, erinnert eine Gedenktafel an ihren Mut.
- Und die Deutsche Post brachte eine Briefmarke mit ihrem Bild heraus – zu Ehren der ersten Ärztin Deutschlands.
Dorothea Erxleben war also nicht nur eine Ärztin, sondern auch eine Vorkämpferin für Bildung und Gleichberechtigung von Frauen – Themen, die auch heute noch wichtig sind.



