Wer war der Dritte Stand?
Die Gesellschaft im Mittelalter war eine Ständegesellschaft. Jeder Mensch gehörte einem Stand an, in den er hinein geboren wurde. Es gab drei Stände: den Adel, die Geistlichen und die breite Masse der Bevölkerung. Das war der Dritte Stand. Das war im Heiligen Römischen Reich genauso wie auch in Frankreich.
Wer weder adlig war noch dem Klerus angehörte, zählte zum Dritten Stand. Das waren vor allem die Bauern und die Bürger. Bauern lebten auf dem Land, Bürger in den Städten. Auf Französisch heißt Dritter Stand Tiers-État.
Zum Dritten Stand gehörten allerdings sozial sehr unterschiedliche Personen. Denn Handwerker und Kaufleute zählten genauso dazu wie wohlhabendere Großbürger, Bauern und Landarbeiter genauso wie Tagelöhner und Hausmädchen. Rechtsanwälte, Ärzte oder auch Bankiers, die durchaus wohlhabend waren, aber eben nicht adlig, gehörten ebenso zum Dritten Stand. Die Gruppe war also sehr uneinheitlich. Man gehörte zum gleichen Stand, aber nicht zur gleichen sozialen Klasse.
In Frankreich gab es eine Ständeversammlung. Vertreter aller drei Stände wurden vom König einberufen, wenn es darum ging, Steuern zu bewilligen. Diese Versammlung waren die Generalstände. In der Zeit des Absolutismus wurden sie aber gar nicht mehr einberufen, denn der König sah sich ja als allmächtig. Erst im Vorfeld der Französischen Revolution kam es erstmals 1789 wieder zu ihrer Einberufung.
Zu diesem Zeitpunkt gehörten rund 98 Prozent der Bevölkerung Frankreichs zum Dritten Stand. Das waren 25 Millionen Menschen gegenüber etwa 500.000 Adligen und Geistlichen.
Eine bekannte Flugschrift über den Dritten Stand verfasste der Abbé Emmanuel Joseph Sieyès. Sie hieß Was ist der Dritte Stand? und wurde zu einer wichtigen Grundlage für die Revolution.