Viele kleine Staaten
Die politische Lage in Deutschland spielte ebenfalls eine Rolle bei der Reformation. Anders als England oder Frankreich war das Heilige Römische Reich deutscher Nation nicht zentralistisch aufgebaut, das heißt von einem Zentrum aus regiert. Statt dessen gab es eine Unmenge kleiner Einzelstaaten, die zusammen das Reich bildeten.
Eingeschränkte Macht des Kaisers
An der Spitze des Reiches stand der Kaiser. Er wurde von den Kurfürsten gewählt. Seit Karl V. war die Macht des Kaisers aber eingeschränkt: Er musste vor seiner Wahl Zusagen machen, durch die seine Befugnisse eingeschränkt werden konnte.
So sicherten sich die Fürsten auch ihre Rechte in ihren Gebieten. Das nennt man "Wahlkapitulation". Auch auf den Reichstagen war der Kaiser auf die Zustimmung der Reichsstände angewiesen, wenn er Gesetze erlassen oder ändern wollte. Schließlich war Karl mit vielen Kriegen beschäftigt und somit nicht anwesend im Reich, was seine Macht ebenfalls schwächte.
Die Verbreitung der Reformation aber geschah auf der Ebene der vielen kleinen Territorien. Hätte der Kaiser - Karl V. - die Macht dazu besessen, hätte er die Ausbreitung verhindert. Dass er auf dem Reichstag zu Worms 1521 die Acht über Luther sprach, nützte nichts, denn Luther erhielt Schutz von mehreren Reichsständen. Nicht nur politisch war das Reich schließlich in viele einzelne Gebiete aufgeteilt, sondern auch in religiöser Hinsicht.