Deutsche Dichtung der frühen Neuzeit

    Es wird volkstümlich

    Im hohen Mittelalter hatten sich die Dichter vor allem mit Minneliedern (Liebesliedern) und erzählender Dichtung in Versen beschäftigt. Sie schrieben in Mittelhochdeutsch. Ab 1450 setzte ein Wandel ein. Neue Formen der Literatur entstanden. Neben gelehrten Schriften auf Latein nahm die volkstümliche Literatur immer breiteren Raum ein. Die Dichter schrieben auf Deutsch und eben für das allgemeine Volk.

    Schwank und Fastnachtsspiel

    Zu den neuen Formen gehörte zum Beispiel der Schwank, ein lustiges und volkstümliches Theaterstück. Ebenfalls lustig waren die Fastnachtsspiele. Fastnacht bezeichnet die Zeit des Fastens vor Ostern. Die Fastnachtsspiele waren zunächst nur einzelne lustige Vorträge.

    Im 16. Jahrhundert entwickelte der Nürnberger Hans Sachs (1494 - 1576) daraus eine Form mit einer richtigen Handlung. Da die Fastnacht mit der Reformation keine wichtige Rolle mehr spielte, wurde das Spiel auch von der eigentlichen Fastnacht abgetrennt. Hans Sachs war ein Anhänger der Reformation. Er trug mit seinem Gedicht "Die Wittenbergisch Nachtigall" von 1523 mit zur Verbreitung von Luthers Lehre bei.

    Meistersang

    Neu war im 15. und 16. Jahrhundert auch der Meistersang. Sänger oder Dichter schlossen sich wie Handwerker zu Zünften zusammen. Sie lernten den Gesang an eigenen Meistersinger-Schulen. Die Lieder folgten einer strengen Form. Man traf sich in Kirchen, Rathäusern oder auch im Wirtshaus und trug dort die Dichtungen vor. Viele Meistersänger gab es in Nürnberg, Augsburg und Frankfurt am Main. Bekannte Sänger waren Hans Rosenplüt, Hans Sachs und Jörg Wickram.

    Volksbuch

    In dieser Zeit haben auch viele Volksbücher ihren Ursprung. Man weiß nicht, wer sie verfasste. Dazu gehören zum Beispiel die Geschichten von Till Eulenspiegel.

    Durch den aufkommenden Buchdruck konnten die Geschichten nun günstig einer breiten Masse zugänglich gemacht werden. Damit stand das Volksbuch auch im Gegensatz zur gelehrten Literatur mit ihren lateinischen Texten. In den Volksbüchern wurden Geschichten für das Volk erzählt. Sie wurden auch nicht in Versen verfasst.