Was ist die Weimarer Klassik?

    Klassik in Weimar

    Weimarer Klassik nennt man eine Zeit in der deutschen Literatur um 1800. In dieser Zeit, etwa zwischen 1786 und 1832, gelangte die deutsche Literatur zu einer Blüte, sie war sozusagen "mustergültig". Darum wird sie als Klassik bezeichnet. Ihre Hauptvertreter waren Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Beide lebten in dieser Zeit in Weimar, wo die Kunst am Hofe besonders gefördert wurde.

    Der Musenhof

    Weimar war damals die Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar. Die Herzogin Anna Amalia gründete den "Musenhof", der auch unter ihrem Sohn Carl August ab 1775 weiter geführt wurde. Anna Amalia holte Künstler und Gelehrte an ihren Hof, für die Erziehung von Karl August wurde der Dichter Christoph Martin Wieland 1772 eingestellt. Am Musenhof traf man sich, um über Bücher oder Theaterstücke zu sprechen.

    Antike als Vorbild

    So wie man schon in der Renaissance die Antike zum Vorbild erhoben hatte, so wurde auch jetzt die Kunst der alten Griechen und Römer zum Ideal. Die Werke sollten das Gute, Wahre und Schöne in vollendeter Form darstellen. Die Naturschwärmerei und Betonung des Gefühls, wie sie im Sturm und Drang vorherrschte, wurden durch Kultur und Bildung als Ziel ersetzt. Gegensätze sollten überwunden und ausgeglichen werden. Man suchte nach Vollkommenheit und Harmonie.

    Einfluss der Französischen Revolution

    Die hohen Ziele, die die Revolutionäre in Frankreich 1789 hatten - Gleichheit und Freiheit aller Menschen -  waren gescheitert. Stattdessen kam es dort zur Schreckensherrschaft der Jakobiner. Dieser Verlauf prägte auch das Schaffen der Dichter in Deutschland. Dort war der Ausgleich der Gegensätze gescheitert - in der Literatur sollte er nun stattfinden. Statt durch eine Revolution sollte die Gesellschaft sich langsam weiter entwickeln und die Ideale der Aufklärung so verwirklicht werden.

    Merkmale

    Das Schauspiel blieb in der Klassik die wichtigste Gattung in der Literatur. Gerne wählte man Themen aus der Antike. Während die Sprache im Sturm und Drang dem natürlichen Sprechen möglichst nah kommen sollte, bevorzugte man nun eine reglementierte Sprache. Vor allem wurde der "Blankvers" verwendet: Dabei gibt es in jedem Vers fünf Betonungen, der Vers beginnt immer unbetont, er ist nicht gereimt. Zum Beispiel dieser Vers aus Goethes "Iphigenie auf Tauris" (1786): Heraús in eúre Schátten, rége Wípfel. Die Akzente geben die Betonung an.

    Werke

    Hauptwerke der Weimarer Klassik sind z. B. Goethes Drama "Torquato Tasso" (1790) und sein Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" (1795), Schillers Balladen "Die Kraniche des Ibykus" (1797), "Die Bürgschaft" (1798), "Das Lied von der Glocke" (1799) oder seine Dramen "Maria Stuart" (1800), "Die Braut von Messina" (1803) und "Wilhelm Tell" (1804).