Katholiken und Protestanten nach dem Tod von Heinrich VIII.
Unter König Heinrich VIII. hatte sich England von der katholischen Kirche losgesagt. Das änderte sich auch nach dem Tod Heinrichs nicht, als sein Sohn als Edward VI. im Alter von erst neun Jahren 1547 König wurde.
Nur sechs Jahre später starb Edward mit 15 Jahren. Er hatte die protestantische Thronfolge durchsetzen wollen, doch seine katholische Halbschwester Maria wurde 1553 seine Nachfolgerin. Sie ist bekannt als Maria Tudor.
Die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten hielten England noch viele Jahrzehnte in Atem. Im 17. Jahrhundert führten sie schließlich sogar zum Englischen Bürgerkrieg. Was passierte?
Maria Tudor - die katholische Mary
Maria Tudor war die Tochter Heinrichs VIII. aus dessen erster Ehe mit Katharina von Aragón. Auf Englisch nennt man sie auch Mary Tudor oder Mary I. Maria war katholisch und wollte England wieder katholisch machen. Im Tower von London gefangene Katholiken ließ sie frei. Sie heiratete den Katholiken Philipp II. von Spanien, um sich von diesem Unterstützung in der Religionsfrage zu erhalten.
Maria wurde auch bloody Mary, also die "blutige Mary" genannt, denn sie ließ 300 Protestanten wegen ihres Glaubens hinrichten. Unter ihnen war auch der ehemalige Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer.
Nicht nur bei den Protestanten stieß sie auf Widerstand. Auch das Parlament weigerte sich zum Beispiel, die unter Heinrich VIII. beschlagnahmten Besitztümer der aufgelösten Klöster zurückzugeben.
Maria Tudor hatte keine Kinder und als sie 1558 starb, kam nun gegen Marias erklärten Willen ihre Halbschwester Elizabeth auf den Thron.
Elizabeth I. - die protestantische Königin
Elizabeth I. - auf deutsch Elisabeth I. - war die Tochter Heinrichs VIII. aus dessen zweiter Ehe mit Anne Boleyn. Als Königin regierte Elizabeth bis zu ihrem Tod 1603, fast 45 Jahre lang! Elizabeth I. war Protestantin, sie gehörte also der Anglikanischen Kirche an.
1568 versuchte die Kusine ihres Vaters, die schottische Königin Maria Stuart, ihr den Thron streitig zu machen. Das aber gelang ihr nicht.
Den Katholizismus drängte Elizabeth nun zurück. Die Anglikanische Kirche wurde gefestigt und erhielt ihre heutige Ausprägung.
Queen Elizabeths Regierungszeit bezeichnet man auch als das elisabethanische Zeitalter. Es ist in etwa die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, nämlich 1558 bis 1603. In dieser Zeit blühte die englische Literatur auf, Shakespeare schrieb seine berühmten Theaterstücke, Francis Drake umfuhr die Welt. 1585 wurde auch die erste englische Kolonie in Amerika gegründet.
Konflikte zwischen Katholiken und Puritanern
Nach Elizabeths Tod 1603 wurde der König von Schottland, Maria Stuarts Sohn Jakob, nun auch König von England, denn Elizabeth hatte keine Kinder. Jakob wurde zwar katholisch getauft, aber dann protestantisch erzogen. Er regierte als Jakob I. bis 1625. Auf Englisch heißt er James.
Mit dem englischen Parlament stand Jakob bald im Gegensatz, denn er versuchte dessen Macht einzuschränken. Vor allem aber kam es zu weiteren religiösen Auseinandersetzungen.
Die Katholiken wollten zum alten Glauben zurückkehren, gleichzeitig gab es immer mehr Protestanten, denen die Anglikanische Staatskirche noch zu viele katholische Elemente enthielt. Diese wurden Puritaner genannt (lateinisch purus = rein - sie wollten die Kirche "reinigen"). Sie lebten nach sehr strengen Regeln. Jakob begünstigte die Anglikanische Kirche und kam so mit beiden Seiten in Konflikt.
Gunpowder Plot: Schießpulververschwörung mit Guy Fawkes
Am 5. November 1605 kam es zum Gunpowder Plot, der "Schießpulververschwörung", als Katholiken einen Anschlag planten. In letzter Minute wurde der Mordanschlag aufgedeckt, bei der ein Mann namens Guy Fawkes den König, seine Familie und die Parlamentarier bei der Parlamentseröffnung in die Luft sprengen wollte. Das Scheitern des Komplotts wird bis heute in England jedes Jahr am 5. November gefeiert.
Puritaner wandern aus
Die Forderungen der Puritaner lehnte Jakob ebenfalls ab. Viele von ihnen wanderten dann nach Nordamerika aus. So wurde der Puritanismus dort die bestimmende Religion. Ein frommes, fleißiges und einfaches Leben war ihnen besonders wichtig.
Karl I. und der Englische Bürgerkrieg
Nach Jakobs Tod im Jahr 1625 wurde sein Sohn Karl I. König von England und Schottland. Dort wird er Charles I. genannt. Die Konflikte, vor allem mit dem Parlament, bestanden weiterhin. Karl löste sogar das Parlament auf und regierte nun ohne. Er sah sich selbst als gottgegebenen Herrscher an.
1642 brach der Streit richtig aus und der Englische Bürgerkrieg begann. Die Anhänger von Karl I. standen den Anhängern des Parlaments gegenüber, Royalisten kämpften gegen Parlamentarier. Es ging zum einen um die Frage, wer mächtiger sein sollte, zum anderen war es aber weiterhin eine religiöse Auseinandersetzung, nämlich zwischen Anglikaner, Puristen, Presbyterianer und Katholiken.
Der englische Bürgerkrieg endete 1648 mit dem Sieg der Parlamentarier unter Oliver Cromwell. Der König wurde hingerichtet, die Monarchie abgeschafft und eine Republik errichtet. Sie blieb aber nur bis 1660 bestehen. Mehr dazu findest du unter England als Republik.