England und das Zeitalter des Imperialismus
Seit 1837 herrschte im Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland - so die korrekte Bezeichnung - Königin Viktoria. Im Jahre 1874 wurde Benjamin Disraeli (1804-1881) Premierminister in Großbritannien und erhielt damit sehr viel politische Macht. Er stand für den britischen Imperialismus. Doch was ist eigentlich Imperialismus?
Imperialismus bedeutet das Streben danach, Weltmacht zu sein. Dieses Machtbedürfnis wird dann auch auf Kosten anderer schwächerer Nationen oder Völker umgesetzt. Zum britischen Kolonialreich gehörten im Jahr 1877 Teile des heutigen Kanada, die Kapkolonie in Südafrika, Britisch-Guyana in Mittelamerika und Britisch-Indien.
Viktoria als Kaiserin von Indien
Seit 1858 übernahm Großbritannien die Macht in Indien und beendete das indische Mogulreich. In der Folge regierten die Briten wie die Nachfahren der Großmoguln, das waren die "Könige" in Indien. 1877 wurde das Kaiserreich Indien ausgerufen und die britische Königin Viktoria wurde Kaiserin von Indien. Diesen Titel hatte seit dem Jahr 1858 niemand mehr in Indien inne gehabt. Treibende Kraft war Viktorias Premierminister Benjamin Disraeli.
Wer war Benjamin Disraeli?
Benjamin Disraeli bezeichnet man oft als den Vater des "englischen Empire". Das stimmte nicht so ganz, denn Disraeli war ganz sicher nicht der erste, der imperiale Bestrebungen an den Tag legte und Großbritannien als Großmacht stärken wollte. Doch ihm gelang es, diese imperiale Politik zur Grundlage der gesamten britischen Machtpolitik zu machen.
Rede im Kristall-Palast
Im Jahr 1872 hielt Disraeli eine berühmte Rede im Crystal Palace von London. In dieser Rede wurde klar, dass er meinte, Großbritannien dürfe andere Länder unterwerfen, um den Interessen seines Landes gerecht zu werden. Mit diesem Gedanken ging auch die Vorstellung der Überlegenheit einher. Afrikaner, Inder oder andere Nationen wurden nicht gefragt, da man sich als "überlegene weiße Rasse" fühlte.
Die eroberten Länder mussten sich unterwerfen und wurden oft gnadenlos ausgebeutet. Die einheimische Bevölkerung war für die Briten Menschen zweiter Klasse. Noch heute leiden viele Länder an den Folgen, die diese Politik mit sich brachte. So dachten übrigens nicht nur die Briten, die anderen europäischen Nationen standen ihnen hier in nichts nach, nur waren sie nicht alle so erfolgreich wie Großbritannien.
Der Einfluss Großbritanniens wuchs
In Disraelis Zeit als Premierminister fiel der Erwerb eines großen Teils der Suezkanal-Aktien. Damit sicherte Disraeli für Großbritannien Einfluss über eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Er sorgte dafür, dass Königin Viktoria zur Kaiserin von Indien ernannt wurde und kaufte den Türken die Insel Zypern ab. Ebenso ließ er britische Truppen Afghanistan erobern. Auch wenn Benjamin Disraeli 1880 als Premierminister zurücktrat und schon ein Jahr später starb, den Weg, den seine Politik eingeschlagen hatte, ging Großbritannien auch nach seinem Tod weiter.
Der Suezkanal wurde viele Jahre später - 1956 - Auslöser der Suezkrise.