Die Wiege der Demokratie
Griechenland ist die Wiege der Demokratie. Hier wurden die Gedanken der Gleichheit und der Herrschaft des Volkes das erste Mal gedacht. Das Verständnis der Griechen von Demokratie war sicher anders als unser heutiges Verständnis, doch ohne die alten Griechen hätten wir vielleicht gar keine demokratischen Staaten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Wiege der Demokratie zu einem Königreich. Und der König war ein bayrischer Prinz, König Otto I. von Griechenland. Wie konnte das geschehen?
Wer war Otto I.?
Otto I. stammte aus Salzburg und war der zweitgeborene Sohn des Bayernkönigs Ludwig I. von Bayern und Therese Prinzessin von Sachsen-Hildburghaus. Sein Geburtsjahr lag im Jahr 1815, also dem Jahr, in dem Europa nach dem Wiener Kongress von 1814/1815 neu geordnet wurde. Keiner dachte daran, dass Otto später einmal König werden sollte. Er selbst handelte noch ganz im Sinne des Absolutismus. Dies bedeutete, der König sah sich selbst als der gottbegnadete Herrscher, der die wichtigen politischen Entscheidungen traf. Das Volk musste zurück stehen und war machtlos.
Wie kam ein Bayernprinz auf den griechischen Thron?
Jetzt begab es sich so, dass das griechische Staatoberhaupt - 1830 war der Staat Griechenland neu gegründet worden - schon 1831 einem Attentat zum Opfer gefallen war. Großbritannien, Frankreich und Russland, die die Unabhängigkeit Griechenlands garantierten, begaben sich auf die Suche nach einem Fürsten aus Europa, der die Rolle des griechischen Königs übernehmen könnte. So entschied man sich für den Prinzen Otto von Bayern. Der war zwar zu diesem Zeitpunkt erst 16 Jahre alt, aber das störte keinen so wirklich. Sein Vater Ludwig von Bayern hatte auch schon die Unabhängigkeit Griechenlands unterstützt.
So kam es, dass der junge Otto König wurde. Er durfte sich allerdings nur König von Griechenland nennen und nicht König der Griechen. Man hatte Angst, dass dies missverstanden werden könne. Im Februar 1833 traf Otto I. dann in der Hauptstadt Griechenlands ein, das war damals die Stadt Nauplia. Erst 1834 wurde die Hauptstadt nach Athen verlegt.
König von Gottes Gnaden
Als Otto mit 20 Jahren im Juni 1835 die Regierung in Griechenland von Gottes Gnaden übernahm, nahm er diese Bezeichnung ziemlich wörtlich. Das sollte auch gleichzeitig seinen späteren Untergang bedeuten. Otto wollte keine Verfassung und keine Mitsprache des Volkes. Zu Beginn regierten nur Bayern im Kabinett, die Griechen wurden ausgeschlossen. 1836 heiratete Otto Amalie Maria Herzogin von Oldenburg.
Otto I. blieb bei den Griechen unbeliebt
Otto verbesserte zwar das Bildungssystem und tat auch einiges, um das Land weiterzuentwicklen, blieb aber bei der griechischen Bevölkerung total unbeliebt. 1843 gab es einen Aufstand, der die absolutistische Herrschaft Ottos beendete. Doch auch die Verfassung, die es in Folge geben sollte, befriedigte die Liberalen nicht. So wurde der Widerstand der Bevölkerung immer stärker. 1862 kam es zu einem weiteren Aufstand des Militärs, der schließlich zur Absetzung von Otto I. führte.