Die Königin, die ein Zeitalter prägte
Kaum eine Herrscherin oder ein Herrscher hat ihre oder seine Epoche so geprägt wie die Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, Viktoria. Ab 1876 war sie auch noch Kaiserin von Indien. Sie wurde 82 Jahre alt und saß davon immerhin 64 Jahre als Herrscherin auf dem britischen Thron. Sie herrschte über ein Drittel der Weltbevölkerung und ein ganzes Zeitalter wurde nach ihr benannt: das Viktorianische Zeitalter.
Die junge Viktoria
Geboren wurde Viktora am 24. Mai 1819. Sie war Nachfolgerin ihres kinderlosen Onkels Wilhelm IV. und wurde schon mit 18 Jahren Königin. Darauf vorbereitet wurde sie nicht, da eigentlich niemand mit ihrer Thronfolge gerechnet hatte. Doch ihr Eigensinn, ihr Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen ließen sie bald nach ihrer Thronbesteigung im Alter von 18 Jahren ihrem Amt durchaus gewachsen erscheinen. In den ersten Jahren ihrer Regierung hatte sie einen Berater, der Lord Melbourne hieß und der der jungen Königin bei sehr vielen Fragen zur Seite stand.
Bei ihrer Thronbesteigung 1837 machte sie Buckingham Palace zur Residenz des britischen Königshauses.
Eine Heirat aus Liebe
Viktoria heiratete im Februar 1840 einen Cousin aus der Linie ihrer Mutter, Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Die Ehe wurde zwar von ihrem Onkel Leopold I. von Belgien eingefädelt, aber den beiden Brautleuten war diese Verbindung gar nicht so unrecht. Die britische Bevölkerung fand es allerdings weniger gut, dass ein deutscher Prinz in Großbritannien Einfluss gewinnen sollte. So wurde Albert auch erst sehr viel später zum "Prinzgemahl" erhoben. Zunächst musste er beweisen, dass er dazu auch taugte.
Albert als politischer Berater
Es heißt, dass Viktoria und ihr Albert glücklich miteinander gewesen seien. Sie bekamen zusammen neun Kinder. Albert unterstützte Viktoria bei ihrem Beruf als Königin und wurde ihr engster Vertrauter und Berater. Schwangerschaft und Geburt von neun Kindern waren auch für eine britische Königin eine anspruchsvolle Aufgabe.
Königin Viktoria regierte sehr konservativ. Doch Großbritannien entwickelte sich zu dieser Zeit aufgrund der industriellen Revolution wirtschaftlich sehr gut.
Viktoria trauerte ein Leben lang
Das Familienglück fand 1861 durch den Tod Alberts ein frühes Ende. Albert war erst 42 Jahre alt. Viktoria trauerte sehr um ihren Mann, legte schwarze Witwenkleidung an und zeigte sich sehr lange Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit. Überhaupt war diese Zeit prägend für eine ganze Epoche, mit der man heute noch etwas Düsteres, Verstaubtes und Trauriges verbindet: das Viktorianische Zeitalter.
Doch was bedeutete Viktorianisches Zeitalter?
Viktoria passte wohl so gar nicht in ein Jahrhundert, in dem sich auf dem europäischen Kontinent so viel änderte. 1830 und 1848/49 wurde in Europa bei vielen Nationen der Ruf nach Einheit und Freiheit laut. Doch Großbritannien war ja geeint, war eine konstitutionelle Monarchie und nahm aufgrund der Insellage eine andere Entwicklung als viele Staaten auf dem Festland. Konservative Briten schätzten ihre Königin sehr, liberal denkende Bürgerinnen und Bürger weniger.
Tradition und Werte, Armut und Hunger
Viktoria stand für Tradition und Werte, sie stand für Familie, aber auch für völligen Stillstand und für Puritanismus und Prüderie. Und so ehrenwert sich die britische Gesellschaft nach außen hin gab, die sozialen Nöte vieler Menschen waren groß. Bestechung und Ungerechtigkeit waren ganz normal. Charles Dickens (eines seiner Bücher ist der bekannte Oliver Twist) hat vor allem die Situation der Kinder zur Herrschaftszeit von Königin Viktoria gut beschrieben. Armut, Hunger und große Not prägten diese Zeit genauso wie die prächtige Machtentfaltung nach außen.
Zeit des Imperialismus
Großbritannien erweiterte seinen Einfluss auf Kosten anderer Länder und deren Bewohner. Man nennt das auch "Zeitalter des Imperialismus". Nicht umsonst war Königin Viktoria ab 1877 auch Kaiserin von Indien. Sie herrschte über ein Drittel der Weltbevölkerung. Das waren zwar noch nicht ganz so viele Menschen wie heute, aber immerhin eine halbe Milliarde Menschen.
Die Großmutter Europas
Königin Viktoria hatte neun Kinder, die sie geschickt durch Heirat mit den europäischen Fürstenhöfen verband. So konnte auch aufgrund der Heiratsverbindungen der ein oder andere Friede gesichert werden. Die erstgeborene Tochter Viktoria war die Königin von Preußen und kurzzeitige deutsche Kaiserin. Deren Sohn, der deutsche Kaiser Wilhelm II., war übrigens der Lieblingsenkel von Viktoria von England. In dessen Anwesenheit starb sie auch im Januar 1901 und wurde neben ihrem geliebten Gatten Prinz Albert bestattet.
Wie es in Großbritannien weiterging, kannst du bei den Zeitklicks lesen.