Auf und davon: die Auswanderer

    Warum wanderten so viele Menschen aus?

    Viele Menschen wanderten im Laufe des 19. Jahrhundert aus Deutschland bzw. dem Gebiet des späteren Deutschen Reiches aus. Die meisten gingen nach Amerika. Zwischen 1815 und 1848, dem Jahr der Revolution, verließen 600.000 Menschen das Gebiet des späteren Deutschen Bundes.

    In diesen Jahren gab es viele Hungersnöte und die Menschen konnten sich und ihre Familien nicht mehr ernähren. Zwischen 1816 und 1900 wanderten etwa 5 Millionen Deutsche nach Amerika aus.

    Wer wanderte aus?

    In erster Linie verließen die armen Leute oder die, die durch den Wandel der Land- zur Fabrikarbeit keine Arbeit mehr fanden, ihre Heimat. So gab es viele Kleinbauern und Handwerker, die hofften, in der "Neuen Welt" - so bezeichnete man Amerika oft - bessere Verhältnisse vorzufinden.

    Es gab auch politische Gründe für die Auswanderung

    Die Industrialisierung hatte Mitte des 19. Jahrhunderts eingesetzt und alte Handwerksgewerbe waren nicht mehr gefragt. Dazu kamen dann all diejenigen, die auch aus politischen Gründen Deutschland verließen. Also vor allem die gescheiterten Revolutionäre der 48er Revolution, die aus Verzweiflung ihre Heimat aufgaben. Gerade ihnen schien Amerika mit seiner doch freiheitlichen Verfassung ein besseres Pflaster als die reaktionären Kleinstaaten im späteren Deutschland. 

    Erst Ende des 19. Jahrhunderts sollte sich das ändern, als sich das Kaiserreich von einem Auswanderungsland in ein Einwanderungsland wandelte. Weil es der Wirtschaft besser ging, ging es auch vielen Menschen besser, und es bestand zumindest kein materieller Grund mehr, in die Fremde auszuwandern.

    80 Tage auf knapp einem Quadratmeter

    Auch war das Reisen damals gar nicht so einfach. Man konnte ja nicht so einfach ins Flugzeug steigen und das Meer überqueren. Zunächst musste man mit seinem Gepäck einen der so genannten Überseehäfen erreichen. Das waren zum Beispiel Bremerhaven oder Hamburg. Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Passagiere  auf einem Überseeschiff nicht mehr als 1,88 x 0,63 Meter Platz, um zu schlafen, zu essen und die Fahrzeit zu verbringen. Die anstrengende Fahrt dauerte zwischen 40 und 80 Tagen. Erst gegen Ende des Jahrhunderts wurde das dann besser, als modernere und größere Schiffe mit leistungsfähigeren Maschinen zum Einsatz kamen, die die Fahrzeit dann auf etwa zwei Wochen verkürzten.

    Die Brücken zur Heimat waren meist abgebrochen

    Und wenn man scheiterte, so führte auch oft genug kein Weg mehr zurück in die alte Heimat, denn man hatte dort ja alle Brücken abgebrochen. Doch wer ein Handwerk gelernt hatte und genügend Ausdauer besaß, erhielt eine Chance. Trotzdem scheiterten auch viele in ihrer neuen Heimat.