Warum war Paulinchen alleine zu Hause?

    Kaum ein Kinderbuch ist so bekannt wie der Struwwelpeter. Bis heute wurde er in 35 Sprachen übersetzt. Doch der Struwwelpeter war und ist umstritten. Wir müssen das Buch als Spiegel seiner Zeit sehen.

    Vielleicht kennst du ja den Struwwelpeter?

    Geschrieben hat dieses Buch ein Frankfurter Arzt namens Heinrich Hoffmann (1809-1894) und zwar im Jahr 1845. Dieses Buch erzählt verschiedene Geschichten von Kindern, die etwas angestellt haben und für ihre Taten schlimme Folgen in Kauf nehmen mussten. Manche Geschichten sind ziemlich gruslig und ganz schön brutal.

    Heinrich Hoffmann wollte die Kinder warnen

    Doch der Autor wollte die Kinder in erster Linie warnen. In seiner Zeit, in der Kinder noch geprügelt wurden, wenn sie nicht gehorchten, sah man in strenger Kinderziehung nichts Schlechtes, selbst wenn den Eltern die Hand mal ausrutschte oder der Lehrer die Rute verwendete. Geschrieben hat Heinrich Hoffmann das Buch übrigens für seinen eigenen Sohn. Der sollte nicht nur gewarnt werden, sondern gleich erkennen, welche Folgen eine Tat haben konnte.

    Eines der erfolgreichsten deutschen Kinderbücher

    Der Struwwelpeter wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Kinderbücher und steht auch heute noch in vielen Regalen von Kinderzimmern. Vielleicht kennst du ja die Geschichte vom bösen Friederich, der Tiere gequält hat und dem ein Hund am Ende ins Bein gebissen hat? Oder die Geschichte von der kleinen Pauline, die alleine zu Hause war und mit dem Feuer spielte und am Ende im Feuer starb? Oder die Geschichte vom Suppenkaspar, der nie seine Suppe gegessen hat und am Ende verhungerte?

    Kind seiner Zeit

    Das alles sind ziemlich schreckliche Geschichten, die man so heute wahrscheinlich in keinem modernen Kinderbuch mehr finden würde. Damals, Mitte des 19. Jahrhunderts, war das einfach noch anders. Die wichtigsten Erziehungsziele waren Gehorsam und Ordnung. Und genau diese Ziele fanden in diesem Kinderbuch ihren Ausdruck. Wenn du das weißt, dann kannst du den Struwwelpeter genau so lesen, wie man ihn lesen sollte, nämlich als Kind seiner Zeit, dem 19. Jahrhundert.