Die Arbeiterklasse und das Industrieproletariat: Arbeiter im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert machte die Industrialisierung immer weitere Fortschritte. Gleichzeitig wurden die Unterdrückung und die Ausbeutung der Menschen immer schlimmer. Es entstand eine neue Klasse, die Klasse der Arbeiter, die verarmte und verelendete. Oft spricht man dann auch von Proletariat oder Industrieproletariat. Gleichzeitig gab es Leute, die sich für die Rechte der Arbeiter einsetzten und für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen kämpften.
Die Arbeiter bildeten Vereine, um ihre Rechte durchzusetzen
Während Marx und Engels hier durch theoretische Werke auf die Lage der Arbeiter aufmerksam machten, setzten sich andere konkret für eine Besserung der Lage ein, z. B. höheren Lohn oder kürzere Arbeitszeiten. Es entstand die so genannte Arbeiterbewegung, zu deren Vordenkern auch Ferdinand Lassalle (1825-1864) gehörte.
Lassalle und der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein
1863 wurde in Leipzig ein Verein gegründet, in dem sich die Arbeiter zusammenschlossen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Dieser Verein hieß "Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein" und wurde mit ADAV abgekürzt. Auf der Fahne dieses Vereins stand "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" und "Einigkeit macht stark".
Mit diesem Verein war die erste Vertretung der Arbeiter überhaupt geschaffen worden. Lasalle wurde zum ersten Präsidenten des Vereins gewählt.
Arbeiter im 19. Jahrhundert: Die SPD
1875 tat sich der ADAV mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zusammen, die 1869 unter Mitwirkung von Wilhelm Liebknecht (1826-1900) und August Bebel (1840-1914) in Eisenach gegründet worden war. Diese Partei nannte sich dann Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands. Das kürzte man zunächst SAPD ab und ab 1890 dann SPD. Die SPD ist somit die älteste Partei Deutschlands, die immer noch politisch tätig ist.
Doch wie so oft in einer Partei gab es verschiedene Meinungen, welche politischen Ziele man mit welchen Mitteln erreichen sollte. So forderten manche Mitglieder langsame Reformen und Änderungen der Gesetze, wie es Ferdinand Lasalle getan hatte, andere wünschten sich schnellere radikale Lösungen wie zum Beispiel Marx und Engels.
Eisenacher Programm der SPD und die Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert
Das Programm, das man 1869 in Eisenach verabschiedet hatte, wollte diese beiden Strömungen miteinander verbinden. Auch das Programm, das man nun in Gotha festlegte, übernahm wieder Ideen des Eisenacher Programms. Man könnte von einem Kompromiss sprechen, denn es flossen sowohl marxistische Überlegungen wie auch gemäßigte reformerische Ideen hinein. Man wollte die Arbeiter "befreien", aber gleichzeitig auch den Weg des Gesetzes gehen. Die Theorie war also weiter radikal, die Praxis gemäßigt. Dieses Programm wurde von radikaleren Denkern wie Marx und Engels heftigst kritisiert, fand aber bei der Bevölkerung Anklang. So kam die neu gegründete Partei bei den Reichstagswahlen von 1877 immerhin auf knapp über 9% der Stimmen. Reichskanzler Otto von Bismarck sah in der sozialdemokratischen Partei eine so große Gefahr, dass er 1878 die so genannten Sozialistengesetze erließ.