Was war die Zeit des Biedermeier?
Politisch fiel die so genannte "Biedermeierzeit" in die Zeit nach dem Wiener Kongress (1815) bis zur Revolution 1848. In dieser Zeit waren Politiker an der Macht, die das Rad der Geschichte gerne angehalten, wenn nicht gar zurückgedreht hätten. Diese Zeit nannte sich auch Zeit der Restauration.
Die Menschen zogen sich ins private Leben zurück
Politische Mitsprache oder gar Kritik waren in dieser Zeit unerwünscht und wurden unter Umständen auch hart bestraft. Das fanden all die kritischen Köpfe, die für mehr Freiheit und Demokratie kämpften, gar nicht gut. Doch für viele Menschen bedeutete dieser Rückzug in das Private mehr Sicherheit. Dieser Rückzug war auch eine Reaktion auf die Karlsbader Beschlüsse von 1819, durch die die Freiheiten der Menschen stark eingeschränkt worden waren.
Die Familie gewann an großer Bedeutung
Die Familie wurde sehr wichtig und das Leben und Wirken im persönlichen Zuhause kennzeichnete die Zeit des Biedermeier. Sehr gut sieht man das auf Gemälden dieser Zeit, in der die "heile Familie" immer stärker in den Mittelpunkt rückte.
Wer war denn dieser Biedermeier?
In diversen Zeitungen machte man sich ab 1855 über eine Figur namens Gottlieb Biedermaier lustig. Der war eben ziemlich bieder, glücklich mit seinem kleinen Heim, ein bisschen einfältig und interessierte sich wenig für Politik oder das Leben außerhalb seiner persönlichen kleinen Welt.
Dieser Name wurde dann sehr viel später, es heißt so ab 1900, auf die Zeit zwischen 1815 und 1848 übertragen. ("Biedermaier" wurde tatsächlich mit "a" geschrieben, auch wenn die "Biedermeierzeit" mit "e" geschrieben wird.) Diese Zeit bezeichnete ursprünglich die unpolitische und rückständige Haltung des Spießbürgers. Gleichzeitig diente der Begriff auch als Bezeichnung für eine ganze Epoche. Auch die Kunst, die Literatur, die Musik, die Malerei wurden als "Biedermeier" bezeichnet. Auch in der Kleidung und in der Art zu wohnen und zu leben, fand die Biedermeierzeit ihren Ausdruck. Vielleicht hast du auch ein Möbelstück aus der Zeit des Biedermeier bei dir zu Hause stehen und weißt es gar nicht.
Doch "bieder" ist nicht nur negativ zu verstehen
Noch heute hörst du vielleicht den Ausdruck "der oder die ist aber bieder", was soviel bedeutet, jemand ist etwas altmodisch und trocken. Ein bisschen heißt es aber auch, der oder die ist zuverlässig, weil ein Mensch, der sich bieder gibt, wenig ausprobiert und auch weniger Risiken eingeht.
Der Begriff ist somit nicht nur negativ zu sehen. Man verstand darunter auch bürgerliche Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit, Einfachheit und Bescheidenheit. Der Bildungsbürger der Zeit widmete sich der Kultur, ging ins Theater oder nahm an Lesezirkeln teil. Malerei, Dichtung und Musik fanden Beachtung und man plauderte in bürgerlichen Kreisen gerne über diese Themen. Mit Politik hatte man oft wenig oder gar nichts am Hut.
Doch die Wirklichkeit sah oft anders aus
Doch auf der anderen Seite wollte das Bürgertum nicht sehen, wie sehr die beginnende Industrialisierung im 19. Jahrhundert viele Menschen in Armut und Leid stürzte. So begann im Gegenzug zur Lebenshaltung des Biedermeiers auch die Kritik der Arbeiter zu wachsen. Es enstand parallel zur Biedermeierkunst eine kritische Literatur wie die Literatur des "Jungen Deutschland". Unter der scheinbar so biederen Oberfläche brodelte es ganz gewaltig. Die Unzufriedenheit und das Bedürfnis nach Freiheit konnte auch in der Biedermeierzeit nie ganz erstickt werden. Es gab eben beides. Letztlich konnte das ganze biedere Leben nicht verhindern, dass die Bürger schließlich am Ende doch auf die Barrikaden gingen und es zur Revolution 1848/49 kam.