Was war die Industrialisierung?

    Anfänge der Industrieproduktion

    Industrialisierung bedeutet, dass viele Produkte nicht mehr mit der Hand, sondern mit Hilfe von Maschinen hergestellt wurden. Durch die Maschinenarbeit entstand eine höhere Stückzahl an Produkten als durch die Handarbeit. Als "Mutterland" der industriellen Revolution gilt England. In engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Industrie in England stand die Erfindung bzw. die Weiterentwicklung der Dampfmaschine durch James Watt im Jahr 1769. 

    So kann man sagen, dass die Industrialisierung in England Ende des 18. Jahrhunderts begann. Zu diesem Zeitpunkt war Deutschland noch ein reiner Agrarstaat. Hier setzte die Entwicklung der Industrie verspätet ein, warum genau, erfährst du hier: Warum begann die Industrialisierung in Deutschland später?

    Kein Zeitpunkt, sondern ein längerer Entwicklungsprozess

    In Deutschland setzt man den Zeitpunkt der Industrialisierung etwas später an als in England, etwa ab 1840. Es handelte sich allerdings um eine längere Entwicklung. 

    Mit verantwortlich für die Beschleunigung der Industrialisierung in Deutschland war die Gründung des Deutschen Zollvereins im Jahr 1834. Hinzu kam der stetige Ausbau des Eisenbahnnetzes, der ebenfalls so ab 1840 begann. Über das neue Schienennetz ließen sich Waren schneller transportieren. Die Zeit der Hochindustrialisierung begann dann im Kaiserreich ab 1870/71.

    Die Eisenbahn

    In Deutschland entwickelten sich Stahl-  und  Eisenbahnindustrie sowie der Bergbau. Das Verkehrsnetz wurde weiter ausgebaut. 1835 fuhr die erste Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth und das Schienennetz breitete sich weiter aus. Für die Bahn brauchte es wieder Stahl und dafür dann wieder Kohle, um den Stahl herzustellen. So kam in Deutschland vor allem diese Form der Industrie immer mehr in Gang. Maschinenbau, Kohlebergbau und Eisenindustrie wurden zu wichtigen Industriezweigen.

    Die Maschinen nahmen den Menschen die Arbeit ab.

    Es entstanden immer mehr Fabriken und Maschinen nahmen den Menschen die Arbeit ab. So wurden mehr und mehr Waren hergestellt. Benötigte ein Handwerker zuvor noch lange Zeit, um ein Werkstück in Handarbeit herzustellen, so übernahmen das die Maschinen mit größerer Geschwindigkeit. Das Ergebnis war, dass die Heimarbeiter zu einem großen Teil überflüssig wurden.

    Die Arbeitslosigkeit wuchs und die Armut auch

    Dies führte zu einer großen Arbeitslosigkeit. Da die Maschinen die Arbeit von Menschen schneller erledigen konnten, mussten die Arbeiter zusehen, wie sie zunehmend  überflüssig wurden und die Maschinen nun die Arbeit erledigten, die sie zuvor mit ihren Händen gemacht hatten.

    Die Bevölkerungszahl wuchs

    Gleichzeitig stieg auch noch die Zahl der Menschen an, denn die Bevölkerungszahl wuchs um 1816 bis 1850 um 50 Prozent. Das bedeutet, dass im Jahr 1850 doppelt so viele Menschen in Deutschland lebten wie noch 1815. Und für so viele Menschen gab es viel zu wenig Arbeit.

    Wenn Menschen keine Arbeit haben, dann sind sie meist arm, denn von irgendetwas müssen sie ja leben. Deshalb spricht man hier auch von "Pauperismus". Pauper ist Lateinisch und bedeutet "arm". Besonders arm waren in der frühen Zeit der Industrialisierung die Weber in Schlesien, die schließlich auch einen Aufstand gegen ihre schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen 1844 wagten. Viele Menschen wanderten auch bis 1850 aus Deutschland aus und versuchten ihr Glück in Amerika oder anderswo in Übersee.